Griechische Wissenschaftler warnen vor den verheerenden Folgen, die der ansteigende Meeresspiegel für die Kykladeninsel Delos und ihre ausgedehnte archäologische Stätte haben wird. Diese Botschaft ist in einer Studie von Nikos Mourtzas und Eleni Kolaiti enthalten, die kürzlich im „Journal of Marine Science and Engineering“ veröffentlicht wurde.
In einem Interview mit der Zeitschrift „Tetradia Politismou“ beschreibt Mourtzas, der als Geologe auch Mitglied des Archäologischen Zentralrats ist, die zu erwartenden Veränderungen in der Küstenlandschaft des Eilands überdies als geradezu „dramatisch“. So weist er darauf hin, dass – ausgehend vom ungünstigsten Szenario – bis zum Jahr 2050 auf Delos eine Fläche von etwa 18.500 Quadratmetern bedroht ist, bis 2100 eine Ausdehnung von ungefähr 41.500 und bis 2150 sogar eine von an die 54.500 Quadratmetern. Bis dahin wird sich die Küstenlinie zudem um circa 220 Meter ins Innere der Insel verlegen. Auf Basis derartiger Vorausberechnungen unterstreicht Mourtzas mit Nachdruck die unbedingte Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen für die dem Meer zugewandten Seite der antiken Stadt. In ihr sieht auch Kolaiti den am stärksten gefährdeten Bereich der archäologischen Bebauung. Im griechischen Altertum kam der Insel Delos, die seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt, insbesondere aufgrund ihrer herausragenden Kultstätte für den Gott Apollon eine ganz besondere Heiligkeit zu. Sie galt damals aber nicht nur als ehrwürdiges religiöses, sondern auch als überaus lebendiges und wichtiges Handelszentrum. In römischer Zeit büßte sie ihre ehemals so hohe Bedeutung dann allerdings weitgehend ein. Der Anstieg des Meeresspiegels im Ägäisraum ist grundsätzlich kein neues Phänomen, sondern in gewissem Rahmen letztlich bereits seit Jahrtausenden zu beobachten. In seiner nun deutlich spürbaren Beschleunigung sehen die Wissenschaftler aber eine klare Folge des Klimawandels, bewirkt vor allem durch die globale Erwärmung, die ihrerseits auf eine Zunahme der von Menschen verantworteten Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre zurückzuführen ist. Auf lange Sicht befürchten sie für Griechenland insgesamt eine Überflutung weiter Küstenstreifen, was in den betroffenen Gebieten natürlich gravierende Auswirkungen im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und touristischen Bereich mit sich bringen wird. (Griechenland Zeitung /Jens Rohmann)