Die Nachricht, dass die Bücher des insolventen Athener Gavriilidis-Verlages im Auftrag der Gläubigerbanken eingestampft wurden, sorgte vorige Woche für Aufregung. Der Verleger Samis Gavriilidis war im Februar 2020 hochverschuldet verstorben. Einem deutschen Publikum dürfte vor allem der Krimiautor Petros Markaris bekannt sein, der zu den Zugpferden des Verlages gehörte. Aber auch Beckett, Rimbaud und Baudelaire gehörten zum Verlagsbestand. Mit dem Ende des Verlagshauses in der Athener Altstadt ist auch Markaris’ Stammcafé „Poems & Crimes“ endgültig Geschichte.
Die Schriftseller des Verlages beklagen, dass sie nicht einmal gefragt wurden, ob sie einige Exemplare zum Selbstkostenpreis retten wollten. Eine Autorin bestätigte dies gegenüber der Griechenland Zeitung. Allerdings wurde die Nachricht der Zerstörung der Bücher von keiner Bank offiziell bestätigt, und laut Aussage von früheren Angestellten gab es auch keine größeren Buchbestände, da Gavriilidis schon seit Jahren „on demand“ druckte, wie das Stadtmagazin „Lifo“ vergangene Woche berichtete. Nach dem Bekanntwerden des angeblichen Beschlusses der Gläubiger und den Reaktionen beeilte sich das Kulturministerium jedenfalls zu versichern, dass man sich dafür einsetzen werde, den beschlagnahmten Büchern pleitegegangener Verlage „eine zweite Chance“ zu geben. Dafür soll die Griechische Kulturstiftung als Organisation, die für die Förderung des griechischen Buches zuständig ist, sorgen, hieß es in einer entsprechenden Mitteilung. „Die Zerstörung eines Buches ist gegen jeden Versuch einer Aufzeigung, Bewahrung und Rettung der Werke des Wortes gerichtet, die Teil des menschlichen Ausdrucks und der kulturellen Schöpfung sind“, wird Kulturministerin Lina Mendoni in der eher unverbindlichen Ankündigung zitiert. In Wirklichkeit muss dazu das griechische Recht geändert werden. Es schreibt vor, dass Lagerbestände aufgelöster Firmen zu vernichten sind. Sonst werden sie als Aktiva verbucht, die versteuert werden müssen. (GZak)