In der ehemaligen Sommerresidenz der griechischen Königsfamilie schreiten die Restaurierungsarbeiten voran. Zu den Schmuckstücken unter den Neuentdeckungen zählen neben Kutschen auch ausgesuchte Oldtimer.
Jahrelang verstaubte der Fuhrpark der einstigen königlichen Familie Griechenlands in einem Rinderstall von Schloss Tatoi bei Athen. Jetzt stehen die Autos, darunter mehrere Rolls Royce und andere seltene Oldtimer, frisch geputzt in einer neu gebauten Lagerhalle, wo sie weiter konserviert werden. Den Umzug der royalen Karossen in ihr neues Domizil gab das Kulturministerium vorige Woche bekannt. Er ist Teil der allgemeinen Konservierungsmaßnahmen in der einstigen Sommerresidenz der griechischen Könige nördlich der Hauptstadt. Der Fuhrpark besteht aus acht Pkw und zwei elektrischen Dreirädern. Sie wurden zunächst im früheren Rinderstall vom gröbsten Schmutz befreit und anschließend an ihren neuen Standort überführt. Dort werden sie auf Herz und Nieren geprüft, ehe die eigentlichen Konservierungsarbeiten beginnen. Da der letzte griechische König Konstantin II. bereits Ende 1967 nach einem gescheiterten Gegenputsch gegen die Obristenjunta ins Exil gehen musste, sind die jüngsten Wagen rund 55 Jahre alt. Es handelt sich um zwei verschiedene Modelle des Rolls Royce Silver Cloud III von 1964 und 1965. Das älteste Fahrzeug ist mit 82 Jahren ebenfalls ein Rolls Royce, ein Phantom III von 1938. Der vierte Rolls Royce der Sammlung ist ein Silver Wraith Cabrio von 1959. Daneben umfasst der Fuhrpark zwei Fiat 500 Spider Elegance von 1958, zwei MIG TD von 1952 sowie die beiden Elektro-Dreiräder der Marke Victor, die offenbar der Fortbewegung auf dem Schlossgelände dienten. In den Außenanlagen des Schlosses gammeln noch sieben weitere alte Autos vor sich hin, wie der Verein der Freunde von Tatoi in einer Anfrage an das Kulturministerium feststellte. Außerdem gebe es Wagen in Garagen, die unter herabfallendem Putz begraben seien.
Das Ministerium erwiderte, dass es sich um Dienstfahrzeuge handle, die nicht als bewegliche Denkmäler registriert seien. Darüber, ob dies noch geschehen wird, wie vom Verein gefordert, äußerte sich das Ministerium nicht eindeutig. Im Juni wurden außerdem in Tatoi vier königliche Kutschen entdeckt (die GZ berichtete), darunter auch diejenige, in der das emeritierte Königspaar von Spanien, Juan Carlos und Sophia von Griechenland, 1962 zur Eheschließung in der Athener Kathedrale gefahren wurde. Schloss und Gut Tatoi nördlich von Athen werden zurzeit einer umfassenden Restaurierung unterzogen und sollen nach Jahrzehnten des Verfalls künftig museal genutzt werden. Das landhausartige Schloss wurde in den 1880er Jahren von König Georg I. als Sommersitz und Mustergut errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zur ständigen Residenz der Königsfamilie, bis Konstantin II. ins Exil ging. 1974 wurde die Monarchie per Volksentscheid abgeschafft, und 2003 kam das Schloss nach mehreren Prozessen endgültig in Staatsbesitz. Tatoi ist weiterhin die Grablege des ehemaligen griechischen Königshauses. Zuletzt wurde hier 2007 Prinzessin Katharina (Lady Brandram) bestattet, eine Schwester des vorletzten Königs Paul und die letzte Urenkelin von Königin Victoria von England. (Griechenland Zeitung/ ak)