Die griechische Präsidialgarde, früher Königliche Garde, feiert in diesem Dezember ein rundes Jubiläum: Die vom bayerischen König Griechenlands Otto begründete Tradition der sogenannten Evzonen wird 150 Jahre alt. Sie symbolisieren heute Demokratie, Freiheit und Tapferkeit.
Wer den Syntagma-Platz beim Parlament in Athen besucht, kann an ihnen nicht vorbei – den Evzonen. Und eine Gardewechsel ist ein veritables Schauspiel: Die großgewachsenen Uniformierten werfen plötzlich die Beine hoch, verharren darauf reglos in dieser dynamischen Pose und schlagen dann mit ihren Schnabelschuhen laut auf dem Boden. Diese rhythmische Schrittfolge, die den gefallenen Soldaten Ehre erweisen soll, ist ein Teil der Rund-um-die-Uhr-Bewachung des Parlaments, die zu den Aufgaben der Evzonen gehört. Exakt am 12. Dezember 1868 wurden die Evzonen nach monatelanger Vorbereitungszeit von König Otto ins Leben gerufen. Ihr Outfit soll von seiner Gattin, der Königin Amalia, entworfen worden sein.
Die Gardeuniformen werden von speziell geschulten Handwerkern in rund 80 Tagen hergestellt. Jede beinhaltet ein Ypodetes (weißes Hemd mit sehr weiten Ärmeln), eine Phemeli (schwarze Weste, bestickt mit traditionellen Motiven) und darüber einen schwarzen Ledergürtel mit Bajonetthalter. Charakteristisch ist auch die kilt-ähnliche „Foustanella“ – ein weißer Rock mit 400 Falten, die die Anzahl der Jahre repräsentieren, in denen sich Griechenland unter türkischer Besatzung befand. Eine rote Mütze mit einer langen Quaste (Phareon) soll das Blutvergießen während des Unabhängigkeitskrieges in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die Tränen der Griechen während der türkischen Besatzungszeit symbolisieren. Die Fußbekleidung besteht aus zwei Paar weißen Wollstrümpfen, schwarzen Seidenstrümpfen mit Quasten und roten Lederschuhen mit schwarzen Pompons (Tsarouchia). Bei offiziellen Zeremonien tragen die Evzonen auch traditionelle kretische und pontische Uniformen, um den Beitrag dieser Regionen zur Freiheit Griechenlands zu würdigen.
Der eigentliche Auftrag der Evzonen lautete anfangs, für die Sicherheit von König Otto zu sorgen. Seit der Abschaffung der Monarchie im Jahre 1974 erfüllen sie repräsentative Aufgaben. Zu ihren Pflichten gehören u. a. die Bewachung des Denkmals des Unbekannten Soldaten und des Präsidentenpalastes in der Herodes-Atticus-Straße sowie der Flaggendienst auf der Akropolis.
Um den Dienst antreten zu können, müssen die Kandidaten für diese Eliteeinheit einige Voraussetzungen erfüllen: Neben einer Größe von mindestens 1,80 Metern benötigen sie natürlich Ausdauer und Disziplin, da sie ein intensives Training durchlaufen müssen. Im Dienst wechseln sich die Wachen, die eine Waffe geschultert haben, jede Stunde ab; alle zwanzig Minuten dürfen sie ihre Position verändern. Einfach ist es jedenfalls nicht, zu jeder Jahreszeit für so lange Zeit still zu stehen, ohne zu zucken oder zu blinzeln und dabei von vielen Touristinnen und Touristen gemustert zu werden ... (GZjs)