Römersalat macht impotent, dafür kurbeln eingelegte Hyazinthenzwiebeln die Libido an. Das zumindest glaubten Ärzte und Volk in der griechischen Antike, wie eine neue Studie zur Ernährung in Griechenland von der Bronzezeit bis in die Spätantike feststellt.
Die Studie „In den Küchen der Alten“ von Maria Thermou, die vom Olkos-Verlag bislang leider nur auf Griechisch vorliegt, bietet Einblicke in die erste kulinarische Kultur Europas, die über die Römer und Byzantiner die gesamte europäische Küche bis heute prägt. Dazu schöpft Thermou aus einem breiten literarischen Schatz von Texten von Dichtern, Ärzten, Komödiendichtern, Historikern, Köchen und Gourmets aus der Antike wie auch, für die frühern Kulturen, Forschungsergebnissen der Archäologie. Die erzählerische Zeitreise führt von der Kykladenkultur, den Mykenern und den Minoern der Bronzezeit bis ins klassische und hellenistische Zeitalter mit seiner Explosion von Welthandel, Wissenschaften und Kultur, die zu einer ungeheuren Verfeinerung auch der Esskultur geführt haben. Zutaten, Importprodukte, Tischsitten, Symposien, Rezepte, Speisen für Gourmets und Alltagsgerichte einfacher Bürger, Besonderheiten und Extravaganzen jedes Zeitalters, Koch- und Tafelgeschirr werden in diesem Buch der Kulturjournalistin Thermou lebendig. Kulinarisch reicht dies von Speisen, die man sich heute kaum noch vorstellen kann, bis zu konstanten Traditionen, welche sich vor allem um die zeitlose Dreiheit der griechischen und mediterranen Ernährung drehen: Brot, Olivenöl, Wein. So liebte das klassische Zeitalter vor allem Fische, Feigen, Honig und Gewürze. Reiche Athener diskutierten bei ihren Symposien bei verdünntem Wein und schätzten besonders die fetten Aale vom Kopais-See im Norden, das einfache Volk stärkte sich dagegen schon seit dem homerischen Zeitalter mit „Kykeon“, einer Mischung aus Wein, Weizenschrot, zerstoßenem Ziegenkäse und Gewürzen. Hinzu kamen derbes Roggenbrot – Weizen musste importiert werden und war daher teuer –, gepökelte Fische, Hülsenfrüchte, Oliven und … Zikaden. (GZak; Foto © Griechenland Zeitung / Jan Hübel)