Insgesamt 14 griechische Städte wollen für den Titel der „Europäischen Kulturhauptstadt 2021“ kandidieren. Außer Mytlini auf Lesbos und Delphi sind dies Kalamata, Korfu, Volos, Salamis, Piräus, Messolonghi, Samos, Eleusis, Larissa, Rhodos, Ioannina und Tripolis.
Auch wenn das Prestige der Kulturhauptstadt nach mehr als 30 Jahren deutlich verblasst ist – es handelte sich um eine Initiative der damaligen sozialistischen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri, und die erste Kulturhauptstadt war 1985 Athen – versprechen sich alle diese Städte in Zeiten der Krise einen Imagegewinn und nicht zuletzt die finanzielle Unterstützung durch Brüssel in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Vor allem aber bauen sie auf den Wachstumsschub für die lokale Wirtschaft und den Tourismus, der sich mit dem Titel verbindet.
Fast alle Städte haben ihr historisches Gewicht und die lokale kulturelle Tradition in die Waagschale geworfen. Für Delphi, in den Jahrhunderten vor der Gründung des neugriechischen Staates ein Hirtendorf namens Kastri, ist dies vor allem die Bedeutung als panhellenisches Orakel und „Nabel der Welt“ in der Antike. Ähnlich dürften sich Eleusis, wo der bedeutendste Mysterienkult des Altertums beheimatet war, und Salamis, wo 280 v. Chr. in der gleichnamigen Seeschlacht das Abendland gegen die Perser verteidigt wurde, sowie Schillers „belebtes Samos“ als Heimat des großen Philosophen und Mathematikers Pythagoras positionieren.
Ioannina baut dagegen auf seine Bedeutung als Hauptstadt des Epirus seit dem Mittelalter, die grandiose Natur und Traditionen wie die Steinbaukunst und die Silberschmiede. Korfu wiederum glänzt mit einer venezianischen Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, und Lesbos mit der Position an der Nahtstelle zwischen Orient und Okzident, einer bedeutenden literarischen Tradition und nicht zuletzt der Publicity im Zuge der Flüchtlingskrise.
Die 80 Seiten fassenden Dossiers wurden Anfang Dezember beim Kulturministerium hinterlegt. Anschließend wird der zuständige Ausschuss der EU im Februar zu einer Bewertung der Kandidaturen und einer Anhörung von Vertretern der betreffenden Kommunen in Athen erwartet. Von den 14 Bewerbern werden voraussichtlich drei oder vier in die Endrunde kommen. Ihnen wird der Ausschuss Verbesserungsvorschläge machen. Die endgültige Entscheidung über die Kulturhauptstadt bzw. die Kulturhauptstädte 2021 wird in ungefähr einem Jahr fallen. Außer Athen waren in den letzten 30 Jahren aus Griechenland Thessaloniki (1997) und Patras (2006) mit diesem Titel geehrt worden. Für 2021 liegen Bewerbungen auch aus Rumänien vor. (Griechenland Zeitung / ak)
Unser Foto (© GZ/Jan Hübel) entstand 2012 in Samos.