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Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier und sein griechischer Amtskollege Nikos Kotzias sprachen bei ihrem Treffen am gestrigen Sonntag (4. Dezember) in Athen von einer engen Verbundenheit der beiden Länder. Sie unterzeichneten einen Aktionsplan, der eine Agenda für die gemeinsame politische Zukunft  enthält. Thematisiert wurden unter anderem die Zypern-Frage, die Situation in Europa nach dem Brexit und die Beziehungen zur Türkei. 
 
Bei ihrem Gespräch im griechischen Außenministerium hoben sowohl Steinmeier als auch Kotzias die Wichtigkeit des deutsch-griechischen Zusammenhalts, vor allem aber auch jenen in ganz Europa hervor. Kotzias betonte: „Wir dürfen nicht vergessen, dass Europa ein gemeinsames Haus der Völker darstellt, einen Ort der Demokratie und einen Sozialstaat. Wir leben in einem Europa der Solidarität und Verständigung.“ 
 
Zypern: Ein Zeichen für ganz Europa 
 
Hinsichtlich der Lösung der Zypern-Frage zeigten sich beide Politiker sehr zuversichtlich. Laut Kotzias sind die griechisch-zyprische und die türkisch-zyprische Seite der Insel nicht mehr weit von einer Einigung entfernt: „Es wird sich um eine Lösung im Rahmen des internationalen europäischen Rechtsstaates handeln.“ Wenn die betroffenen Parteien weiterhin den Willen zeigten, das Problem zu lösen, dann könne bald ein Schlussstein gesetzt werden, betonte Steinmeier. Dennoch gab er zu bedenken: „Wir sind noch nicht ganz am Ziel.“ Aus Verhandlungen in anderen Konflikten wisse man, „dass die letzten Meter eines langen Weges immer die schwierigsten sind“.
Es gehe jedoch um mehr als nur um die Wiedervereinigung Zyperns: Man werde „sehen, ob wir in der Lage sind, Konflikte, an die wir uns scheinbar schon gewöhnt haben, nach vielen Jahren doch noch zu einem Ergebnis zu führen.“ Durch eine friedliche Lösung auf Zypern werde ein Zeichen für ganz Europa gesetzt.  
 
Kampf „gegen innere Fliehkräfte“ 
 
Und Letzteres sei in diesen Zeiten wichtiger denn je, darin waren sich beide Minister einig. Es sei dringend notwendig, die Zukunft aktiv zu gestalten. Auch deswegen dürfe „die unterzeichnete Agenda in ihrer Bedeutung für die deutsch-griechische Beziehung nicht unterschätzt werden“, so Steinmeier. Sie verdeutliche den Willen beider Seiten, sich nicht von den „langen Schatten der Vergangenheit“, einschüchtern zu lassen und positiv in die Zukunft zu blicken. 
Insbesondere nach dem im Juni dieses Jahres entschiedenen „Brexit“ stehe die Europäische Union (EU) vor einer doppelten Herausforderung: Neben den Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens müsse man das Verhältnis der künftig nur noch 27 Mitgliedsstaaten neu gestalten und „gegen die inneren Fliehkräfte in Europa ankämpfen“, sagte Steinmeier.  Den Grund für die Forderungen der EU-Gegner in anderen Ländern nach einem Austrittsreferendum sei seiner Meinung nach in den fehlenden Auskünften seitens der EU zu suchen: „Es geht um Fragen der Sicherheit, des Wachstums und der Arbeit sowie der Migration“, erklärte er. „Wir müssen Europa in diesen Bereichen wieder nach vorne bringen“, lautete seine Forderung, und das funktioniere „nur mit Antworten“. 
 
Verhältnis zur Türkei weiterhin angespannt
 
Was das Verhältnis der Türkei zu Europa betrifft, so ist dies nach Einschätzung des Besuchers aus Berlin „weiterhin angespannt“; das könne „niemand bestreiten“. Zuletzt hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vermehrt die im Jahre 1923 im Vertrag von Lausanne festgelegten Staatsgrenzen zwischen der Türkei und Griechenland hinterfragt. Das sorgte vor allem in Athen für heftige Kritik. Der deutsche Außenminister sagte dazu, er „hoffe sehr, dass das öffentliche Spielen mit dem Lausanne-Vertrag nicht am Ende zur Politik wird.“ Und weiter: „Ich denke, jeder weiß, was es bedeuten wird, wenn wir in Europa beginnen, Grenzen infrage zu stellen.“ Kotzias‘ Hoffnungen schlossen sich dem an: „Wir wünschen uns einen Dialog und mehr Verständigung für eine bessere Zukunft.“ 
Auf Nachfrage bezüglich der Stimmen gegen die EU-Türkei-Vereinbarung in Deutschland hin sagte Steinmeier: „Wenn wir diesen Deal nicht hätten, würden wir Griechenland allein das Problem überlassen.“
 
„In der Wiege der Demokratie“
 
Die Präsidentschaftswahl in Österreich, die während des Gesprächs noch Ex-Grünen-Chef Alexander van der Bellen für sich entscheiden konnte, kommentierte der Außenminister aus Berlin, ein Sieg van der Bellens sei „ein gutes Zeichen gegen den Populismus in Europa“. Besonders freue er sich, weil ihn „diese Nachricht in Griechenland erreicht(e), in der Wiege der Demokratie“. 
Am heutigen Montag fand auch ein Treffen zwischen Steinmeier und dem griechischen Ministerpräsident Alexis Tsipras statt, bei dem weitere Fragen der bilateralen Zusammenarbeit erörtert wurden. Tsipras stellte u. a. fest, dass das griechische Volk große Opfer im Namen Europas gebracht habe. Nun sei die Zeit gekommen, „den Blick zum griechischen Volk zu richten, um die Finanzkrise, aber auch die Flüchtlingskrise zu meistern“. 
Steinmeier hatte sich darüber hinaus mit dem griechischen Präsidenten Prokopis Pavlopoulos getroffen. Letzterer äußerte gegenüber seinem Gast, dass Griechenland eine kritische Zeit durchlebe. Er fügte hinzu: „Alle in Griechenland, alle politischen Kräfte und auch ich – arbeiten Tag und Nacht. Haben Sie Vertrauen in uns Griechen, dass wir das schaffen.“
Außerdem stattete der Außenminister der Deutschen Schule Athen einen Besuch ab, wo er sich u. a. mit Schülern unterhielt. 
 
Leoni Wartenberg 
 
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Ministerpräsident Alexis Tsipras (l.) während der Unterredung mit dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier am Montag in Athen. 
 
Freigegeben in Politik
Eleusis (neugriechisch Elefsina), eine heute eher triste Industriestadt mit großer Vergangenheit westlich von Athen, wird eine von drei europäischen Kulturhauptstädten 2021. Dies gab am Freitag das griechische Kulturministerium bekannt. Auch die beiden anderen Kulturhauptstädte Europas werden 2021 auf dem Balkan liegen: Timişoara in Rumänien und Novi Sad in Serbien. 
Freigegeben in Chronik

Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bisher 3.940 Flüchtlinge und Migranten als verstorben oder vermisst gemeldet (Stand: 30. Oktober). Bereits jetzt übersteigt das die Gesamtzahl von 3.700 Menschen, die im gesamten Jahr 2015 auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken sind. Insgesamt 333.384 Geflüchtete haben zwischen dem 1. Januar und dem 30. Oktober dieses Jahres europäisches Territorium erreicht. 169.706 von ihnen sind in Griechenland angekommen. Laut IOM waren 42 Prozent der in diesem Jahr in Griechenland ankommenden Flüchtlinge Männer, 21 Prozent Frauen und 37 Prozent Kinder.

(Griechenland Zeitung / lw; Archivfoto: © Eurokinissi)

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In dieser Sendung von Alexander Schweitzer geht es um die schönsten Modelleisenbahnen Europas. Auf einer Reise von Schweden bis nach Griechenland werden außergewöhnliche Modelleisenbahnen verschiedener Länder vorgestellt, wobei immer wieder auch ein Blick auf die reale Bahnwelt geworfen wird. Die Eindrücke kommen dabei von dem Hamburger Miniatur Wunderland sowie von verschiedenen Modellbahnmessen, auf denen besonders außergewöhnliche Modelle ausgestellt wurden. 
 
Dienstag, 1. November – 13:30 Uhr, SWR
 
Foto:  © Jan Hübel, Pilion Bahn
 
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In der Dokumentation von Campus geht es dieses Mal um Europa und das Mittelmeer. Meer ist das, was vielen als aller erstes einfällt, wenn sie an Griechenland denken.

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