Ein Todesopfer, zahlreiche Verletzte, elendig verendete Tiere, verbrannte Häuser und Autos und Strommasten und … – und hunderte Hektar grüner Flächen, die vernichtet wurden. Das ist die traurige Bilanz der Brände, die sich Anfang dieser Woche in Attika ereigneten.
Was bisher niemand für möglich gehalten hätte: Die Flammen erreichten bereits Athener Vororte; Regionen, in denen sich die Menschen bisher absolut sicher fühlten.
Zugegeben: Die Bedingungen für die Löscharbeiten waren denkbar schlecht. Große Hitze, seit Monaten anhaltende extreme Trockenheit – und vor allem: stürmische Winde. Dennoch muss man sich fragen: Wo ist der Staat? Und was tut die Gesellschaft als Ganzes?
Offenbar haben die Gesetzesänderungen – z. B. was Brandstiftung betrifft oder die obligatorisch vorgeschriebene Säuberung der Grundstücke von brennbaren Materialien – nicht die erwünschte Wirkung gebracht. Zu lasch waren die Kontrollen, zu wenig verantwortungsbewusst verhielten sich einige Gemeinden, aber in einige Fällen wohl auch die Bürger selbst. Hin und wieder war zu beobachten, dass im Eingangsbereich von Grundstücken, da, wo die Öffentlichkeit Einsicht hat, provisorisch vertrocknete Gräser und abgestorbenes Unterholz entfernt wurden – und weiter in der Tiefe der Liegenschaften war die Lage wie eh und je, so dass die Flammen reichlich Nahrung fanden und sich in Windeseile ausbreiten konnten. Es sind auch Themen wie Moral und Verantwortungsbewusstsein, die angesichts der sich rapide verändernden klimatischen Bedingungen tiefer in das Bewusstsein eindringen müssen.
Und natürlich: Auch die Feuerwehr ist noch nicht auf dem Stand, der nötig wäre, um die Gesellschaft vor den Feuerwalzen ausreichend zu schützen. Obwohl hier schon massive Investitionen getätigt wurden: Befriedigend ist die Lage noch nicht. Vor allem sollte noch stärker daran gearbeitet werden, dass sich die europäischen Länder noch schneller und noch stärker gegenseitig im Katastrophenfall unterstützen. Im Prinzip müsste es eine EU-Brandschutzflotte von Flugzeugen geben, die innerhalb kürzester Zeit dort sind, wo sie gerade benötigt werden. Auch wenn es eine solche Hilfe ansatzweise bereits gibt, bereits am Montag hatte Griechenland zahlreiche Unterstützungsangebote aus dem Ausland erhalten: Die Reaktionszeiten zwischen Auslösung des Alarms und dem Eintreffen anderer europäischer Einsatzkräfte sind im Moment noch zu lang.
(Griechenland Zeitung / Jan Hübel)