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Kick it like Beckham

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Kick it like Beckham

Großbritannien ist das einzige Land, das sich neben Griechenland als Wiege der Demokratie bezeichnen kann. Die Briten verdienen diesen Ehrentitel besser: Ihre Parlamentswahl in der vorigen Woche bot eine Vielzahl schlagender Beispiele dafür.

In Großbritannien wurde eine Regierungspartei mit einer noch größeren Mehrheit im Amt bestätigt. Im modernen Griechenland hat es so etwas noch nie gegeben. Der griechische Wähler setzt nämlich solch unrealistische (und teilweise illegitime) Erwartungen in seine Herrscher, dass er gute Regierungen nur ungern belohnt und mit Leichtigkeit den populistischen Sirenen der Oppositionsparteien folgt. Sogar die erste Regierung Simitis (1996-2000), die für das Land wohl ertragreichste Administration der letzten drei Jahrzehnte, schaffte ihre Wiederwahl nur mit Ach und Krach.
Ein für Griechenland noch ungewöhnlicheres Spektakel boten die Verlierer der britischen Wahl. Nicht einer, nicht zwei, sondern sogar drei Parteichefs übernahmen die Verantwortung für die Schlappe ihrer Parteien und nahmen den Hut – ohne Wenn und Aber, noch in der gleichen Nacht. Alle drei Verlierer der griechischen Wahl vom Januar sind dagegen immer noch im Amt. Insbesondere der ehemalige Regierungschef Antonis Samaras hält sich hartnäckig an der Spitze der konservativen Nea Dimokratia und fügt ihr damit noch mehr Schaden zu, als sie in der Wahl bereits erlitten hat.
Den deutlichsten Unterschied zwischen Großbritannien und Griechenland liefert aber das einfache, vom Fernsehen bereits bestens bekannte britische Ritual der Verkündung der Wahlergebnisse in jedem Wahlkreis: Die im Rathaus versammelten Wähler sind die ersten, die es direkt aus dem Mund des Wahlleiters zu hören bekommen, gleichzeitig mit den Kandidaten, der Zentralregierung und den Medien – keine Privilegien für die Politiker, kein Informationsvorsprung für die Insider. Man kann sich kaum ein besseres Beispiel für eine gesunde politische Kultur vorstellen als dies.
Dimos Chatzichristou

Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den jetzigen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras (SYRIZA) am 25. Januar, dem Tag seines Wahlsieges, in der Nähe seiner Wohnung im Athener Stadtteil Kypseli.

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