Mikis Theodorakis wollte immer schon dem Volke nahe sein. Als die Bouzouki-Musiker in den 1950er und 60er Jahren noch als anrüchige Figuren aus dem Untergrund galten, hat er mit ihnen seriös komponiert und schaffte damit einen neuen Musik-Geschmack, der alle Griechen seitdem begleitet.
Es steht ganz im Sinne dieser Tradition, dass der nun bald 90-jährige Komponist des „Zorba“ einen Pop-Sänger, Sakis Rouvas, in einem kontroversen Konzert am vergangenen Sonntag als seinen neuen Interpreten feierte. Der Deal ist für beide Seiten von Vorteil: Der allmählich in die Jahre kommende Rouvas (43) erfindet sich neu als Sänger mit künstlerischem Anspruch. Theodorakis knüpft Kontakt zu den jungen Rouvas-Anhängern und bestätigt damit seinen Status als Komponist der Massen. Die heftige Reaktion von Medien und Intellektuellen gegen das Konzert sind verfehlt und überzogen. Wenn man ganz zynisch sein will, waren sie sogar eine ziemlich gute PR für die Show.
Weit weniger verständlich ist es, warum Theodorakis seinen Namen von den Machern des gänzlich in Verruf gekommenen griechischen Fußballs ausnutzen lässt. Trotz Fan-Gewalt und Korruption, die wie siamesische Zwillinge mit dem heutigen griechischen Fußball verbunden sind, ließ sich Theodorakis als Pate der Siegesfeier des Meisters Olympiakos Piräus bejubeln. Er hatte nichts dagegen, sich mit dem Trikot der kontroversen Mannschaft ablichten zu lassen und schickte jüngere Verwandte in die Menge Tausender johlender Fanatiker, die dort in seinem Namen einen Ehrenpreis entgegen nahmen. Wenn man den Massen nah sein will, gibt es bestimmt bessere Wege als diesen.
Dieser Faux-Pas ist nicht der einzige, den sich Theodorakis in den letzten Jahren leistete. Seine Kommentare zur Schuldenkrise, Deutschland und zum Nahost-Konflikt waren teilweise so plakativ, wie sie normalerweise nur im Small-Talk mit Taxi-Fahrern vorkommen. Seinen bleibenden Verdiensten für die griechische Kunst und Politik werden aber auch diese Ausfälle nicht schaden können.
Dimos Chatzuchristou
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den Sänger Sakis Rouvas während des Konzerts „Axion Esti“ in Athen. Damit wurde u. a. auch der 90. Geburtstag von Mikis Theodorakis gewürdigt.
