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Gemütsentladung

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Ein Feuerwerksspektakel durchzog die Athener Nacht, als Alexis Tsipras vor Tausenden Versammelten am 25. Januar den ersten Wahlsieg der Linken in der griechischen Geschichte feierte.

Aus den Lautsprechern tönte keine Musik von Mikis Theodorakis, wie es hierzulande normalerweise auf linken Demos üblich ist, sondern die Punk-Gruppe The Clash.
Dieses eher frivole, man könnte fast meinen amerikanisch inspirierte Volksfest, schien Tsipras am Schluss etwas peinlich gewesen zu sein. Er rechtfertigte es aber mit den Worten, die den Nerv der Stunde mehr trafen als allen anderen Parolen, die er in seiner Rede lieferte: Nach so vielen Jahren der Opfer habe das griechische Volk nun endlich das Recht zu feiern, sagte der junge Regierungschef und löste einen frenetischen Jubel unter der Menge aus.
Die Griechen scheinen am Sonntag in einer ähnlichen Gemütslage gewählt zu haben. Es war der Tag der Abrechnung mit einem Regierungsgespann, das 35 Jahre Misswirtschaft in fünf hektischen Reformjahren korrigieren wollte, die den Bürgern vielleicht zu hohe Opfer abverlangten. Ein sehr großer Teil der SYRIZA-Wähler wollte vor allem die konservative Nea Dimokratia und die sozialistische PASOK bestrafen. Aus dem gleichen Grund konnte sich die Chryssi Avgi (Goldene Morgenröte) am Sonntag als drittgrößte Partei behaupten: knapp 43 Prozent der griechischen Bevölkerung sind ganz bestimmt nicht über Nacht zu Neomarxisten und Neofaschisten geworden.
Das Bündnis SYRIZA kann überleben und an der Macht bleiben, wenn es dies begreift und die Wähler ihrerseits nicht überfordert. Der Durchschnittsbürger ist hinsichtlich der Wirtschaft viel liberaler als die Mitglieder der neuen Regierungspartei und bei gesellschaftlichen Themen viel konservativer. Das Alpha und Omega für Tsipras werden in den nächsten sechs Monaten offensichtlich die Verhandlung mit der Troika über ein neues Reformpaket sein. Es wird schwer genug werden, mit den Geldgebern einen Kompromiss auszuhandeln und diesen der eigenen Bevölkerung zu vermitteln. SYRIZA hat keine leichte Arbeit vor sich. Der in der Wahlkampagne versprühte Populismus hat die Erwartungen zu hoch gesteckt – und damit die Realisierung dieses Programms noch schwieriger gemacht.
Dimos Chatzichristou

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