Die Wahlen des 25. Januar sind so wichtig für das Land, dass es einen sehr viel besseren Wahlkampf verdient hätte. Parallele Monologe der Parteiführer bestimmen das Bild, ergänzt von unorganisierten, lauten und deswegen sinnlosen Streitgesprächen im Fernsehen.
Die Medien wirken im Geschehen in der Regel als Schützenhilfen ihrer Lieblingskandidaten mit, statt ihnen kritisch und analytisch entgegenzutreten. Die Medienbesitzer sind Teil politisch-unternehmerischer Seilschaften und die Reporter sind in den Augen der Öffentlichkeit kompromittiert. Anders kann man es nicht nennen, wenn Journalisten, die regelmäßig über Nea Dimokratia, SYRIZA und die PASOK berichten, plötzlich auf Wahllisten dieser Parteien als deren Kandidaten auftreten.
Die größte Verantwortung für den seichten Wahlkampf trägt aber Premierminister Antonis Samaras. Ein souveräner Regierungschef schlägt nicht die Forderung seines Gegners nach einem öffentlichen Streitgespräch aus. Die Opposition hat Samaras in den vergangenen Monaten und Jahren zugegeben scharf und teilweise beleidigend attackiert. SYRIZA-Chef Alexis Tsipras war da keine Ausnahme. Ein gestandener Politiker muss aber mit solchen Angriffen umgehen können und darf sie nicht als Vorwand benutzen, dem öffentlichen Dialog aus dem Weg zu gehen.
Ebenso unqualifiziert war die Anspielung von Samaras, dass die Terror-Angriffe in Paris die Richtigkeit seiner Immigrationspolitik gegenüber derjenigen von SYRIZA belegen. Die Pariser Morde haben nichts mit Immigration zu tun und noch weniger mit Tsipras.
Erst vor wenigen Monaten wurde hierzulande ein Mann wegen „Verunglimpfung der Religion“ verurteilt, weil er einen unschuldigen Witz über den Namen eines verstorbenen Athos-Mönches machte. Man sollte erst einmal vor der eigenen Tür kehren, ehe man sich über die Freiheit der Satire in Paris Sorgen macht.
Kommentator: Dimos Chatzichristou (Foto: Eurokinissi)
