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Griechenland in Trauer und Aufruhr Tagesthema

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Griechenland in Trauer und Aufruhr
Griechenland / Athen. Seit Samstag ist Griechenland in Aufruhr. Städte wie Athen oder Thessaloniki, aber auch kleinere wie Kavala, Patras oder Chania lieferten seither Bilder wie in einem Bürgerkrieg: Brennende Häuser, brennende Fahrzeuge, Brandbomben, Polizeitruppen der Sondereinheit MAT, die von vermummten Jugendlichen bekämpft wurden. Anlass für diese gewaltsamen Ausschreitungen war der Tod des 15-jährigen Schülers Alexandros-Andreas Grigoropoulos, der am Samstag im Athener Stadtviertel Exarchia durch einen Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten getötet worden war. Seither sind zahlreiche Universitäten und Technische Hochschulen des Landes besetzt.
zt. Tausende Schüler protestierten vor dem Parlament und an den Propyläen in der Hauptstadt, aber auch in anderen Städten und Orten des Landes – in den meisten Fällen liefen diese Kundgebungen friedlich ab. Zu den Ausschreitungen kam es jeweils in den Abendstunden, als sich autonome Gruppierungen und Sicherheitskräfte regelrechte Straßenschlachten lieferten. „Basislager" für die Randale waren in vielen Fällen Universitätsgebäude, wo die Polizei laut Gesetz nicht einschreiten darf. Der Botschaft von Premier Kostas Karamanlis am Montagmittag, dass man trotz des „traurigen Ereignisses" inakzeptables Verhalten nicht tolerieren werde, wurde offenbar kein Gehör geschenkt. Die traurige Bilanz: Allein in Athen wurden dutzende Gebäude zerstört oder beschädigt, Geschäfte wurden geplündert, darunter auch ein Waffengeschäft. Selbst der traditionelle Weihnachtsbaum am Athener Syntagmaplatz, direkt gegenüber dem Parlament, ging in Flammen auf (siehe Foto). Die Feuerwehr musste ein Dutzend Menschen aus brennenden Gebäuden evakuieren. Mehrere Personen, darunter ein Feuerwehrmann, mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden.
Der Rektor der Athener Universität, Christos Kittas, reichte seinen Rücktritt ein, weil die Bibliothek der juristischen Fakultät in Flammen aufging, obwohl er ausdrücklich um Schutz gebeten hatte. Ähnlich war die Lage in anderen Städten, wie etwa in Thessaloniki und Larissa. Augenzeugen zufolge war die Polizei in vielen Fällen entweder überhaupt nicht präsent oder fungierte lediglich als unbeteiligter Beobachter.
Der Vorsitzende der großen Oppositionspartei PASOK, Jorgos Papandreou, kam zur Schlussfolgerung: „Es reicht mit dieser Regierung". Den Rücktritt der Regierung forderte auch der Fraktionsvorsitzende des linken Wahlbündnisses SYRIZA, Alekos Alavanos. Seiner Ansicht nach sei es „im Griechenland der Nea Dimokratia ein Verbrechen, jung zu sein". Seitens der Kommunistischen Partei (KKE) hieß es: „blindwütige Brandstiftung ist keine Antwort auf staatliche Willkür."
Als Zeichen der Trauer blieben am Dienstag sämtliche Gymnasien und Lyzeen des Landes geschlossen. In den Grundschulen führten die Lehrer einen Streik durch. Auch die Hochschulen und Universitäten in Athen und Piräus blieben geschlossen. Im Athener Zentrum fand heute um 12 Uhr erneut eine Kundgebung statt. Die Beerdigung des am Samstag ermordeten 15jährigen Schülers Alexandros-Andreas Grigoropoulos ist um 15 Uhr auf den Friedhof von Paläo Faliro bei Athen anberaumt.
Der Beamte, der den tödlichen Schuss auf den Schüler abgab, war mit einem Kollegen im Streifenwagen unterwegs. Sie sagten aus, dass das Opfer zu einer Gruppe von rund 30 Autonomen gehört habe, die sie mit Steinen und Flaschen attackiert hätten. Augenzeugen sprachen lediglich von verbalen Auseinandersetzungen. Der Polizist soll aus relativ großer Entfernung in die Menge gefeuert haben. Der Leiter der Polizeistation von Exarchia und die beiden Beamten wurden suspendiert. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Täter vorsätzlichen Mord vor. Innenminister Prokopis Pavlopoulos und Innenstaatssekretär Panagiotis Chinofotis, der für die öffentliche Ordnung zuständig ist, reichten ihren Rücktritt ein. Premierminister Kostas Karamanlis lehnte die beiden Rücktrittsgesuche jedoch ab. Der Regierungschef versprach die Aufklärung des tragischen Vorfalls. Wer dafür verantwortlich sei, bei dem werde es „keinen Pardon" geben, sagte der Premier. Der Zwischenfall habe dem Rechtsstaat eine „Wunde zugefügt" sagte Staatspräsident Karolos Papoulias in einem Telegramm an die Eltern des getöteten Jugendlichen.
Exarchia gilt als das Herz der autonomen Szene von Athen. An Wochenenden kommt es dort seit Jahrzehnten häufig zu Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei. (Griechenland Zeitung / jh, Foto: ek)
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