Rettungsaktion bei bewegter See
Vor diesem
Hintergrund hat die Hafenpolizei in dieser Nacht 47 illegale
Immigranten aus der Meeresregion nördlich der Insel Samos gerettet.
Es herrschten schwierige Wetterbedingungen, das Boot mit den
Flüchtlingen hatte ein Hilfesignal an die türkische Küstenwache
gesendet. Nachdem die türkischen Behörden zu lange zögerten, eine
Hilfsaktion in die Wege zu leiten, habe die griechische Küstenwache
beschlossen, sich in türkische Hoheitsgewässer zu begeben und die
Flüchtlinge nach Griechenland zu bringen, hieß es in einer
Erklärung. Die Geretteten wurden auf die Insel Samos gebracht.
Mindestens 10 Menschen werden vermisst
Die
geglückte Rettungsaktion der Küstenwache von Samos steht im krassen
Widerspruch zu den Vorwürfen, die ein Schiffsunglück betreffen, das
sich am Montag in griechischen Gewässern in der Nähe der Insel
Leros ereignete. Es handelte sich dabei um ein Boot mit
Flüchtlingen aus Afghanistan und Syrien, das in Seenot geraten war.
Im Versuch, es zu retten, wurde das Fischerboot von der
griechischen Hafenpolizei ins Schlepptau genommen. Dabei stürzte
zunächst eine Frau mit ihrem Kind ins Meer. Als sich die übrigen
Flüchtlinge auf einer Seite des Bootes versammelten, um Hilfe zu
leisten, kenterte es. Gesucht werden seit Montag noch mindestens 10
Personen, die meisten von ihnen sind Kinder. Hoffnung, dass man sie
lebenden finden könnte, besteht praktisch keine mehr. Die
Überlebenden haben vom griechischen Staat vorerst eine
sechsmonatige Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Am Donnerstag wurden
sie auf Kosten von Menschenrechtsorganisationen nach Piräus
gebracht (siehe Foto). Sie werden in Unterkünften der Stadt Athen
untergebracht.
Aufklärung des Unglücks
gefordert
Unterdessen mehren sich Proteste und Klagen,
die den Hergang dieses Flüchtlingsdramas betreffen. Ein Augenzeuge
berichtete, dass die Küstenwache versucht habe, jene Personen, die
in das Boot klettern wollten, zurück ins Meer zu stoßen, auch die
Anwendung von Waffengewalt sei angedroht worden. Dadurch seien drei
seiner Kinder im Alter zwischen 9 und 13 Jahren sowie seine Ehefrau
ertrunken. Der EU-Menschenrechtskommissar Nils Muiznieks rief die
Behörden dazu auf, den Hergang des Unfalls aufzuklären. Der
griechische Seefahrtsinister Miltiadis Varvitsiotis sprach hingegen
von „sehr intensiven Bemühungen“ der griechischen Küstenwache, die
Flüchtlinge zu retten. Der Aufruf von Muiznieks diene nur dazu, ein
neues politisches Problem in Griechenland zu inszenieren. Außerdem
wolle kein europäisches Land, dass Griechenland seine Grenzen öffne
und den Immigranten freien Zugang nach Europa gewähre. Diese
Äußerungen des Ministers stießen zum Teil auf heftige Kritik nicht
zuletzt seitens des kleineren Regierungspartners PASOK. Diese
sozialistische Partei, aber auch die größte Oppositionspartei
SYRIZA, verlangt eine gründliche Untersuchung der Hintergründe der
Flüchtlingstragödie. (Griechenland Zeitung / eh, Foto:
Eurokinissi)