Heftige Auseinandersetzungen
Vor
der Verhaftung der vier Verdächtigen war es am Donnerstag zu
heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und
aufgebrachten Bürgern gekommen. Die Ordnungshüter setzten Tränengas
ein. Wie Augenzeugen berichten, sollen Ordnungshüter auch auf dem
Gelände einer Schule Tränengas zum Einsatz gebracht haben. Mehrere
Schüler seien ohnmächtig geworden, erklärte ein stellvertretender
Schulrektor gegenüber dem Radiosender „Athina 9,84". Zum fraglichen
Zeitpunkt hatten die Schüler eine Protestaktion im Schulgelände
gegen die Bergbauunternehmen durchgeführt. Michalis Vlachopoulos,
ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Stagira, hat gegenüber dem
Fernsehsender SKAI ebenfalls die Anwendung von Tränengas in einer
Schule sowie in einem Arztbüro bestätigt. Seitens der
Polizeiführung wurden diese Vorwürfe hingegen dementiert. Vielmehr
hätten Bürger am Donnerstag während einer Kundgebung Autoreifen in
Brand gesetzt, was schwere Rauchwolken verursacht habe, heißt es in
einer offiziellen Mitteilung. Zudem seien gegen die Ordnungshüter
Steine geworfen worden. Zwei Polizisten seien dabei leicht verletzt
worden. Unterdessen erklärten Augenzeugen, dass eine 15-jährige
Schülerin von der Polizei vorgeladen worden sein, ohne dass ihre
Eltern benachrichtigt wurden. Weitere Personen seien zu DNA-Tests
gezwungen worden, darunter auch Minderjährige.
Kritik seitens der Parteien
Seitens
der Opposition wurde das Vorgehen der Polizei scharf kritisiert.
Doch auch die beiden linken Regierungsparteien PASOK und DIMAR, die
gemeinsam mit der konservativen ND von Ministerpräsident Antonis
Samaras die Regierung tragen, sprach sich dagegen aus. Aus den
Reihen der sozialistischen PASOK hieß es: „Die Polizei darf sich
auf keinen Fall maßlos verhalten, und sie darf kein Öl ins Feuer
gießen". Die DIMAR stellte fest, dass das Verhalten der
Ordnungshüter „unakzeptabel" gewesen sei, man habe die
Menschenrechte verletzt. Die größte Oppositionspartei des Landes,
das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA), sprach von einem
„autoritären Gesicht der Regierung". Die Regierung Samaras tue,
alles um die Interessen der Unternehmen zu schützen, heißt es
weiter. Die rechtspopulistische Partei „Unabhängige Griechen"
verlangt den Rücktritt von Bürgerschutzminister Nikos Dendias. Die
kommunistische Partei KKE rief die Polizei dazu auf, „ihre Invasion
und den Terror zu stoppen".
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Lage vor Ort in Ierissos ruhig.
Für den Samstag haben die Bürger jedoch eine Protestaktion in
Thessaloniki organisiert. Der Protest richtet sich gegen die
„Terrorisierung der Bürger" sowie gegen die Bergbauunternehmen auf
der Chalkidiki, in Kilkis und in Thrakien.
Brandstiftung auf
Bergwerksgelände
Hintergrund für das jüngste
Vorgehen der Polizei war ein Zwischenfall am 17. Februar. Damals
waren etwa 50 Unbekannte auf das Gelände eines Bergbauunternehmens
in der Chalkidiki eingedrungen und hatten dort u.a. einen Großbrand
gelegt. Dabei überwältigten und fesselten sie das Wachpersonal und
übergossen Wächter mit Benzin. Verbunden war das mit der Drohung,
die Betroffenen in Brand zu setzen, falls sie nach Hilfe rufen
sollten. Unter den Verdächtigen vermutet die Polizei Bürger aus der
Region Ierissos. Dort kam es in der Vergangenheit immer wieder zu
Demonstrationen gegen die Aktivitäten der Bergwerksbetreiber. Die
Demonstranten befürchten irreparable Umweltschäden, was letztlich
auch zu Gesundheitsschädigungen führen könnte. (Griechenland
Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi. Unsere Archivaufnahme zeigt
Kundgebungsteilnehmer in Athen gegen die
Berwerksaktivitäten)