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Das Team der Griechenland Zeitung und von www.griechenland.net wünscht allen Lesern, Besuchern und Freunden ein Frohes orthodoxes Osterfest, Kalo Pascha! Tagesthema

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Ostern – die schönste Zeit in Griechenland und ein bewegliches Fest Eingebettet in die Zeit der Tag- und Nachtgleiche, die das Frühlingserwachen und damit den Sieg über das Absterben der Natur begleitet und errechnet nach komplizierten Regeln des julianischen Kalenders mit der damit verbundenen anderen Abhängigkeit vom Frühlingsvollmond  - anders als im gregorianischen Kalender - beginnen in Griechenland die Vorbereitungen auf das wichtigste Fest des orthodoxen Christentums, nämlich auf den Tod und die Auferstehung Christi. Die beiden unterschiedlichen Berechnungsmethoden erlauben eine Abweichung von 13 plus vier Tagen. Somit kann sich eine Verschiebungen beider Osterfeste von bis zu fünf Wochen ergeben, was das orthodoxe Osterfest so beweglich macht. Die große Woche – Megali Efdomada Der „saubere Montag“, der „Kathari Deftera“, läutet die 40tägige Fastenzeit im Gedenken an den 40tägigen Aufenthalt Jesu in der Wüste ein. Alles Kochgeschirr wird von Fett befreit, denn genau darauf wird u.
freit, denn genau darauf wird u.a. während der „mageren Zeit“ verzichtet. Mit dem „Kyriaki ton Vaion“, dem „Palmsonntag“,  beginnt die „große Woche“, die „Megali Evdomada“, was der Karwoche entspricht.  Dies ist die letzte Etappe vor dem großen Fest. Von nun an trägt auch jeder einzelne Tag dieses Adjektiv.

Der große Montag –
Megali Deftera

Am großen Montag beginnen viele Menschen mit dem Großreinemachen und den weiteren Vorbereitungen für das Osterfest. Es gibt verschiedenes Backwerk, Kringel, Kränze und Schleifen, die schon gebacken werden können. 
In der orthodoxen Kirche lebt der Ikonenkult noch viel stärker als in den christlichen Kirchen des Westens. Die Gotteshäuser sind voll davon und die Vorstellung der Gläubigen, der Heilige selbst sei gegenwärtig, da sein Abbild dem Wahrhaftigen gleicht, schafft eine innige Atmosphäre. Besonders in der großen Woche vollzieht sich die Geschichte der letzten Tage Jesu in Bildern und 1600 Jahre alten Liturgien.
Während am Palmsonntag noch die Szene des Einzugs Jesu, des Bräutigams, in Jerusalem gezeigt wird und die Kirchen mit munteren Palm- oder Lorbeerzweigen geschmückt sind, ändert sich das Bild am Abend des großen Montag völlig: Dunkel ist der Innenraum der Kirche, violette Floren hängen wie Trauben von den Lüstern, der Ikonentisch (Tetrapodion) ist mit rotem Samt bekleidet. Weihrauch und Kerzenduft erfüllen den Kirchenraum und der Papàs, der Pope, jetzt in schlichtes Schwarz gekleidet, trägt die Ikone des Heilands herein. 

Der große Dienstag –
Megali Triti

Am großen Dienstag herrscht eine ähnliche Stimmung im Andachtsraum. In der Abendliturgie wird auch der Sünderin Maria von Ägypten oder Maria Magdalena in einem Hymnus gedacht. In den Großstädten finden sich gerade zu diesem Gottesdienst auch Prostituierte ein, und es kann zu ergreifenden Szenen in der Kirche kommen.

Der große Mittwoch –
Megali Tetarti

Am großen Mittwoch wird in der Abendandacht das letzte Abendmahl gefeiert und die Abendmahlszene auf einer Ikone erfüllt den Raum. Es ist auch der Tag der Salbungen mit geweihtem Öl und Wein. Ein Mysterium scheint es zu sein, dass das letzte Abendmahl bereits am Mittwoch und nicht am Donnerstagabend, dem Abend vor der Kreuzigung, begangen wird. Eine Erklärung dafür könnte darin liegen, dass der Kirchentag immer bereits einen Tag zuvor beginnt, wie auch der Heilige Abend der Abend vor Weihnachten ist.

Der große Donnerstag –
Megali Pempti

Am großen Donnerstag werden in den Familien die Ostereier bemalt. Als Symbol für das von Christus vergossene Blut werden sie hauptsächlich rot gefärbt. Wie bei uns verkörpert das Ei den Beginn allen Lebens, die rote Farbe auch Fruchtbarkeit und Tod.
Die Dörfer auf dem Land füllen sich jetzt wieder mit Leben, denn zu Ostern kehrt eine jede Familie dorthin zurück, wo ihre Wurzeln liegen und feiert mit denen, die noch dort sind.
Zwölf Evangelien werden in der Abendandacht gelesen und verdeutlichen noch einmal die Dramaturgie des Geschehens, des Verrats und der bevorstehenden Kreuzigung, und wieder wird die Kirche verdunkelt. Die Abendmahlsikone wird nun durch das Kreuz mit dem sterbenden Jesus ersetzt, vor dem sich die Gemeinde versammelt.

Der große Freitag –
Megali Paraskevi

Noch in der Nacht wird das Grab bereitet, mit einer Unmenge von Rosen und anderen Blumen liebevoll geschmückt. Während der Karfreitagsliturgie wird der Leib Christi vom Kreuz genommen und auf das vorbereitete Grabtuch unter den geschmückten Baldachin gelegt. Wie bei einer wirklichen Beerdigung ist die Kirche brechend voll, die Totenglocke ertönt. Und wie bei einer richtigen Beerdigung zieht die Gemeinde am offenen Grab Christi vorbei und verlässt die Kirche. Den Höhepunkt dieses Abends bildet die anschließende feierliche „Beisetzung“, der Epitafio. Der geschmückte Sarg wird – begleitet von Trauergesängen – durch das Dorf oder um die Kirche zum Friedhof getragen. Jeder möchte unter dem Sarg hindurch klettern, was Segen und Gesundheit bedeutet.
In manchen Orten, wie man es auch aus Deutschland kennt, brennen in der Nacht des Karfreitags die Osterfeuer, die der Reinigung dienen, der endgültigen Vertreibung des Winters.

Der Große Samstag –
Megalo Savvato

Der nächste Tag, der große Samstag, ist eigentlich ein stiller Tag. In der Kirche steht bereits die Auferstehungsikone und der Pope streut Rosenblätter über die Häupter der Gemeindemitglieder, die sich zur Morgenandacht, zur kleinen (ersten) Auferstehung (Mikri oder Proti Anastasi), versammelt haben. Im Haushalt werden die letzten Arbeiten verrichtet und es ist Schlachttag – wenigstens auf dem Land. Das zuvor ausgesuchte und noch einige Tage liebevoll gehegte Lamm wird am großen Samstag mit einem raschen Schnitt durch die Kehle geschlachtet. Aus den Innereien wird die Magiritsa, eine Mitternachtssuppe, bereitet. Abends gegen elf Uhr ruft die Glocke die Gemeinde zur Kirchfeier. Alle haben sich vorbereitet, gute Kleidung angelegt und halten Ostereier und nun weiße Kerzen bereit. Die Kirche ist brechend voll, auch auf dem Kirchhof herrscht reges Gedränge. Wieder wird es stockdunkel. Nach einer Weile öffnet sich die schöne Pforte zum Unbetretbaren und der Papás tritt mit einer brennenden Kerze heraus. „Kommt und empfanget Licht vom ewigen Licht“.

Christos Anesti –
Alithos anesti

Genau um Mitternacht ruft der Papás die erlösenden Worte. „Er ist wahrhaft auferstanden“. Mit dem Osterkuss, dem Bruderkuss der Urkirche als Zeichen des Friedens werden alle zu Brüdern und Schwestern, beglückwünschen sich mit „Chronia polla“, welches viele Jahre (Glück und Gesundheit) bedeutet. Laut wird es in der Kirche und um sie herum, Übermut und Siegesfreude über den Tod machen den Bedrückungen der Vortage Platz, Knallkörper krachen. 
Die Zeremonie in der Kirche dauert teilweise noch bis 3 Uhr früh. Viele Menschen gehen aber bereits vorher – um nach der Fastenzeit endlich zu essen. Mit der Kohle einer brennenden Kerze wird ein Kreuz über die Haustür gemalt.

Ostersonntag –
Kyriaki tou Pascha

Am Tag der Auferstehung frönt man dem Gaumenschmaus: Das Feuer für das Osterlamm wird geschürt und bereits in den frühen Morgenstunden brutzelt es vor den Häusern über der Holzkohle. Nach weiterem Kirchgang tafelt die Familie alles auf, was in den Mühen der großen Woche vorbereitet wurde.
In Kalavrita, auf der Peloponnes, gehen in der Osternacht die männlichen Familienältesten persönlich zum Priester, um von ihm das heilige Licht zu erhalten. Dieses verteilen sie an die übrigen Familienmitglieder und führen es nach Hause, wo es dem Heim Glück und Segen bringen soll.
Auf Korfu bringen die Familien ihr Lammfleisch in die Kirche, um es dort segnen zu lassen. Jedes Familienmitglied bekommt ein Stück vom gesegneten Lamm (Katovoli).
Ebenfalls auf Korfu, im Dorf Episkepsi, tanzen die Priester am Ostersonntag zu Liedern, die ohne Begleitung gesungen werden.
Über den Dörfern zieht Rauch auf – vor jedem Haus brutzelt ein Lamm am Spieß, dazu gibt es Kokorétsi, kleine Spieße aus Innereien vom Lamm, mit Darm umwickelt. Es wird gegessen, getrunken und getanzt bis spät in die Nacht.

Martina Attenberger (Griechenland Zeitung)

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