Die Festlegung, dass ein Schüler - unabhängig von seiner Herkunft -
zum Nationalfeiertag am 28. Oktober die griechische Flagge tragen
darf, erhitzte in Nea Michanióna (Makedonien) erneut die Gemüter.
Traditionell steht dem Klassenbesten dieses Recht zu. Und auch in
diesem Jahr war es wieder der Albaner Odysséas Tsenái. Damit es
aber nicht soweit kommt, dass ein Ausländer die Schülerparade
anführt, rief der 15köpfige Schülerrat kurzentschlossen die
Schulbesetzung aus.
Manche vermuten hinter der Aktion jedoch die
Eltern. Tsenái sei, so ein Schülersprecher, ein "ausgezeichneter
Schüler", doch das hieße noch lange nicht, "daß man ihm alles geben
kann". Sollte Tsenái am 28. Oktober tatsächlich die blau-weiße
Nationalflagge tragen, werde die Parade eben nicht stattfinden. Es
gehe nicht an, meinen die Schüler, dass das griechische Symbol von
fremden Händen getragen werde. Der Elternbeirat der Schule stellte
sich hinter die Entscheidung der Eleven. Bildungsminister Pétros
Efthymíou warnte jedoch angesichts dieser Haltung: "Wir können in
der Schule nicht zwei Kategorien von Schülern haben, denn das würde
bedeuten, dass wir für morgen ein Ghetto vorbereiten." Ein
Vertreter der Lehrergewerkschaft ELME stellte fest: "Der
griechisch-italienisch-albanische Krieg (am 28. Oktober 1940
weigerte sich die griechische Regierung, das Land kampflos von
Mussolinis-Truppen besetzen zu lassen; "Ochi-Tag") liegt mehr als
60 Jahre zurück. Wie können in der heutigen Gesellschaft nicht mit
Schatten und Gespenstern der Vergangenheit leben."