Die Geburtenzahlen in Griechenland gehen zurück. Ein Grund dafür ist, dass der Bevölkerungsanteil der Frauen im gebärfähigen Alter sinkt. Ein weiterer rührt von der Abwanderung her. Als Folge davon könnte die Einwohnerzahl in den nächsten Jahren um fast eine Million Menschen abnehmen.
Ohne den Zuzug von Menschen aus dem Ausland wird die griechische Bevölkerung in den nächsten Jahren schrumpfen. Das ist das Fazit einer Studie an der Panteion-Universität Athen. Die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter, also zwischen 15 und 49 Jahren, geht indes zurück. In der Folge, so die Studie, sinken die Geburtenzahlen. Dazu kommt, dass die Sterberate wegen der konstanten Alterung der Gesellschaft nach oben zeigt. Der Saldo aus Geburten und Sterbefällen wird in den nächsten 20 Jahren negativ bleiben, heißt es in der Untersuchung, die im Rahmen des Projekts „Demografische Trends in Forschung und Praxis in Griechenland“ und unter Leitung des Professors für Demografie Christos Bagavos durchgeführt wurde.
Abwanderung als Hauptursache
Der zahlenmäßige Rückgang von Frauen im gebärfähigen Alter hat schon vor Wirtschaftskrise (ab etwa 2009) begonnen und bereits die bisherige Entwicklung der Geburtenzahl beeinflusst. Die schwindende Zahl der Frauen dieser Kategorie ist der Studie zufolge auf den starken Geburtenrückgang zwischen 1980 und 1990 zurückzuführen. Er bewegte sich damals bei etwa 30 %. Zur Abwärtsentwicklung trug schließlich auch die Abwanderung junger Menschen aus Griechenland im letzten Jahrzehnt bei. Weil die Anzahl der gebärfähigen Frauen abgenommen hat, sanken die Geburten von 2013 bis 2020 um 11 %. Dieser Verlauf hätte nicht verhindert werden können, selbst wenn die Zunahme der Fruchtbarkeitsrate zwischen 2003 und 2008 weiter gestiegen wäre, so Bagavos: Der Negativtrend zwischen 2013 und 2020 resultiert zu 77 % aus der schwindenden Zahl an gebärfähigen Frauen und nur zu 23 % aus dem Rückgang der Geburtenrate. Die Europäische Statistikbehörde Eurostat hat unterdessen bereits 2019 eine demografische Prognose für die kommenden zwei Jahrzehnte erstellt. Ihr zufolge wird Griechenland zwischen 2020 und 2040 ein „positives Wanderungssaldo“ – die Differenz zwischen Zu- und Abwanderung – aufweisen und ein Plus von 260.000 Personen verzeichnen. Der Bevölkerungsanteil von Frauen im gebärfähigen Alter wird aber gleichzeitig um 20 % zurückgehen, was bei einer unveränderten Fertilitätsquote zwischen 2020 und 2030 zu einem Geburtenrückgang von 13 % und erst im darauffolgenden Jahrzehnt zu einer Stabilisierung führen wird. „Selbst wenn man für die Eurostat-Szenarien eine um sieben Prozent steigende Fruchtbarkeit annimmt, würde sich der Geburtenrückgang nur verlangsamen“, so Bagavos gegenüber der Athener Nachrichtenagentur APE-MPE.
Fast eine Million weniger Griechen
Aktuell liegt die jährliche Geburtenzahl in Griechenland bei etwa 85.000. Um diesen Level zu halten, so Prof. Bagavos, müsste die Geburtenrate von 1,4 Kindern pro Frau (2020) bis 2040 auf 1,6 steigen. Eine derartige Zunahme hält er jedoch für nicht sehr wahrscheinlich, da die Furchtbarkeit höchstwahrscheinlich auch von der Pandemie negativ beeinflusst wird. Vyron Kotzamanis, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojekts, äußerte sich gegenüber APE-MPE so: „Selbst, wenn die jungen Leute sich entscheiden würden, mehr Kinder als ihre Eltern zu bekommen, ist nicht mit einem Anstieg der Geburtenzahlen zu rechnen.“ Die Bevölkerung in Griechenland könnte so zwischen 2021 und 2040 um mehr als 950.000 Menschen abnehmen, so der Wissenschaftler. (Griechenland Zeitung /Marco Fründt)