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Über Hausfrauen und Prostituierte

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Foto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel) Foto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel)

Die Ehefrauen im antiken Griechenland führten im Gegensatz zu den Männern ein enges Leben. Sie wurden jung verheiratet, hatten innerhalb der Hauswände zu bleiben. Es ziemte sich nicht, das Haus zu verlassen, auf den Markt einkaufen zu gehen. Sie hatten kein Wahlrecht, ihre Daseinsberechtigung bestand ausschließlich darin, sich um die Führung des Haushalts zu kümmern. Nur in Sparta waren die Griechinnen damals freier. Die Freudenmädchen hingegen führten ein abwechslungsreiches, freizügigeres Leben.

Sie wurden pornaί genannt, woraus der heutige Begriff Pornographie hervorgeht. Die meisten Prostituierten waren Sklavinnen und gingen ihrem Gewerbe in Privathäusern, Bordellen und in Tempeln nach, die der Liebesgöttin Aphrodite geweiht waren. Die Tempelhuren hatten den Großteil ihres Gewinns für die Instandhaltung der Tempel und für Kultprozessionen abzugeben. Besonders schöne Sklavinnen wurden vom Besitzer oder der Besitzerin zu Edelhuren ausgebildet – zu Hetären, Gefährtinnen. Über einige der antiken Hetären haben wir Informationen. Neaira stammte aus Korinth. Ein athenischer Politiker nahm sie mit nach Athen und heiratete sie, womit er gegen das Gesetz verstieß. Denn ein Athener durfte nur eine Athenerin zur Frau nehmen, ansonsten wurde die Frau verkauft, der Mann musste eine Geldstrafe zahlen. Um den athenischen Politiker zu ruinieren, gab sein Widersacher vor Gericht ein möglichst schlechtes Zeugnis über Neaira ab. Damals gab es keine ausgebildeten Richter, sondern es galt, ein glaubwürdiges, leidenschaftliches Plädoyer vor mehreren Hunderten Normalbürgern zu führen und die Anwesenden zu überzeugen. Es ist unbekannt, wie der Prozess ausging. Die Edelhure Phyrne wurde wegen Gottlosigkeit vor Gericht angeklagt. Weil ihr Verteidiger die Bürger nicht mit seiner Rede überzeugen konnte und Phyrne die Todessstrafe drohte, riss er ihr vor aller Augen die Kleider vom Leib. Und überzeugte die Anwesenden mit ihrer Nacktheit. Eine dermaßen schöne Frau könne man unmöglich zum Tode verurteilen! Sie sei ein Abbild der Liebesgöttin Aphrodite! Phyrne wurde freigesprochen. Hetären hatten nicht nur bildschön zu sein, auch wurde ihnen als Musen eine politische und literarische Bildung zuteil. So konnten sie sich geistreich mit den Häuptern der Oberschicht unterhalten. Es ist nicht verwunderlich, dass die umgarnten prostituierten Sklavinnen von anständigen Ehefrauen beneidet wurden. Manch ehrbare Griechin riss sogar aus dem häuslichen Käfig aus, um ein zwar ehrloses, doch weitaus interessanteres abwechslungsreicheres Leben als pornaί zu führen.

Linda Graf

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