Die Ergebnisse griechischer Schülerinnen und Schüler in der aktuellen PISA-Studie, die in dieser Woche präsentiert wurde, liegen deutlich unter dem Durchschnitt der OECD-Länder. Dabei fällt besonders auf, dass sich die Ergebnisse seit 2009 in allen drei untersuchten Wissensfeldern sukzessive verschlechtert haben. Überprüft wurden die Kompetenzen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft. Der „Score“ für die griechischen Eleven: Lesen 457 Punkte (OECD-Schnitt: 487), Mathematik 451 (OECD: 489) und Naturwissenschaften 452 (OECD: 489).
Nur 6 % der griechischen Schüler erreichten in wenigstens einem der abgefragten Fächer hohe Punktzahlen (OECD-Schnitt: 16 %). Bei den Naturwissenschaften erzielte nur 1 % der Jugendlichen Höchstleistungen. In diesem Bereich haben sich die Ergebnisse für Griechenland seit 2006 stetig verschlechtert. Dieser Trend betrifft jedoch die Gesamtheit der untersuchten Nationen, wenn auch in etwas abgeschwächter Form.
So wie in anderen Ländern bildet in Hellas auch die soziale Herkunft einen bedeutenden Faktor für die schulischen Leistungen: Jugendliche aus günstigen sozio-ökonomischen Verhältnissen erzielten beim Lesen im Schnitt 84 Punkte mehr als Gleichaltrige aus sozial schwachen Familien. Immerhin hat sich die Kluft in Hellas seit 2009 verkleinert; neun Jahre zuvor lag die Differenz noch bei 91 Punkten.
Schwerer tun sich auch Schüler mit Migrationshintergrund, die in Griechenland etwa 12 % der befragten 15-Jährigen stellen; 2009 waren es noch 9 %. Sie erzielten beispielsweise im Bereich Lesen 22 Punkte weniger als Jugendliche griechischer Herkunft.
Im Vergleich der Geschlechter zeigten sich die Mädchen den Jungen besonders beim Lesen deutlich überlegen (42 Punkte mehr), bei den Naturwissenschaften lag die Differenz bei 11 Punkten. Im Bereich Mathematik schnitten hingegen die Jungen geringfügig besser ab.
Noch vor Veröffentlichung der neuen Ergebnisse warf der nationale Leiter des PISA-Programms in Griechenland Jannis Tsirbas der amtierenden Bildungsministerin Niki Kerameos Desinteresse vor und trat zurück. In einem offenen Brief kritisiert Tsirbas, dass Hellas bei der Konferenz der PISA-Koordinatoren im vergangenen September nicht vertreten gewesen sei. Eine Bitte um Unterstützung für die Teilnahme an der Konferenz sei vom Ministerium unbeantwortet geblieben.
Für Tsirbas wurde unterdessen mit Chryssa Sofianopoulou bereits eine Nachfolgerin eingesetzt. Sie hält die Erkenntnisse aus der Studie durchaus für bedeutsam: „Eine Verbesserung im Ranking der PISA-Studie ist kein Selbstzweck. PISA kann uns aber dabei helfen, ein gerechtes Bildungssystem mit gleichen Chancen für alle zu schaffen.“
Im Rahmen der PISA-Studie haben in Hellas 6.403 Jugendliche im Alter von 15 Jahren an zweistündigen Tests teilgenommen. Weltweit waren es 600.000 Schülerinnen und Schüler in 79 Staaten. Die Bildungs-Rangliste wird von China angeführt, das bestplatzierte OECD-Land ist Estland. (Griechenland Zeitung / jor)