In Griechenland wurde nach den Überschwemmungen, die sich am Mittwoch in den westattischen Gemeinden Mandra, Nea Peramos und Megara ereignet hatten, Staatstrauer ausgerufen: Die Fahnen hängen auf Halbmast. Mindestens 16 Menschen sind durch die Unwetter ertrunken; fünf werden vermisst. Eine Frau liegt auf der Intensivstation.
Ministerpräsident Alexis Tsipras hat angekündigt, dass Räumlichkeiten der Armee genutzt werden, um den Geschädigten des Unwetters Obdach zu bieten. Auch werden Maßnahmen getroffen, um Haushalte und Unternehmen, die durch die Überschwemmungen geschädigt wurden, zu unterstützen. Vor Ort war am Mittwoch Oppositionschef Kyriakos Mitsotakis. Nach der Rückkehr aus Straßburg, wo er Begegnungen mit anderen konservativen Politikern hatte, reiste er sofort weiter nach Elefsina, das ebenfalls von den Wassermassen heimgesucht wurde. Bei diesem Besuch wollte er sich ein Bild von den Ausmaßen der Schäden machen. Den Geschädigten sprach er sein Mitgefühl, den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus. Solidarisch mit Griechenland zeigt sich sofort nach Bekanntwerden des Ausmaßes der Katastrophe der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker. Er sprach von einer „Tragödie bei einem unserer Mitglieder“. Dies sei damit „auch eine Tragödie für ganz Europa“. Die meisten der Toten wurden aus Wohnungen in der Gegend von Mandra geborgen. Einige wurden von der Küstenwache im offenen Meer entdeckt. Letztere wurden vermutlich von den Schlamm- und Wassermassen mitgerissen und gelangten dadurch bis ins Meer. Nach der Katastrophe schaltete sich nun die Staatsanwaltschaft ein. Sie will die tatsächlichen Ursachen und vor allem die Verantwortlichen für den Vorfall herausfinden. Dabei geht es auch um Verstöße gegen die Stadtplanung. Es ist ein offenes Geheimnis, dass vor allem eine unkontrollierte Bautätigkeit eine der Hauptursachen für die plötzlichen Wassermassen auf Straßen und öffentlichen Plätzen ist. Hinzu kommt ein fehlender oder ungenügender Überschwemmungsschutz. Aber auch die Waldbrände, die sich im Sommer nördlich von Mandra ereigneten, haben dazu beigetragen: Die Wassermassen stürzten dadurch ungebremst zu Tal. Augenzeugen berichten, dass Küstenabschnitte bei Mandra seit Mittwoch völlig von Schlamm Überzogen sind. Bürgermeisterin Ioanna Kriekouki sprach im Radio von einer „totalen Zerstörung“. Bereits in der Vergangenheit wurde Attika von tödlichen Überschwemmungen heimgesucht. Darüber wurde schon in der Antike berichtet. Ursache war damals die Abholzung des Athener Hausberges Hymettos, um Holz für die Kriegsflotte zu gewinnen. 1896 hatten in Athen und Piräus 70 Menschen ihr Leben verloren, als der Kifissos-Fluss über die Ufer getreten war. 1961 kamen bei einem ähnlichen Vorfall 40 Menschen ums Leben. 1994 sind in Athen 13 Menschen ertrunken; 400 Häuser sind in sich zusammengebrochen, 4.000 Wohnungen wurden überschwemmt. – Und das ist nur ein Teil einer langen, langen Liste ähnlicher Vorfälle.
(Griechenland Zeitung / eh; Fotos © Eurokinissi)