Ein starkes Seebeben von 6,1 auf der Richterskala forderte am Montag auf der Ägäisinsel Lesbos ein Todesopfer. Mehr als ein Dutzend Menschen wurden verletzt, zahlreiche Gebäude wurden zum Teil schwer beschädigt.
Besonders betroffen waren im Süden der Insel die Kleinstadt Plomari sowie zahlreiche Ortschaften. In der Nacht zum Dienstag ereigneten sich zahlreiche Nachbeben. Viele der Bewohner verbrachten die Nacht im Freien. Am schlimmsten heimgesucht von den Erderschütterungen ist die Ortschaft Vrissa, etwa zwei Kilometer nördlich des Küstenortes Vatera. Eine 43jährige Frau wurde tot aus den Ruinen ihres Hauses geborgen. Augenzeugen berichten, dass etwa 80 Prozent des Dorfes zerstört seien. Es handelt sich vor allem um ältere Häuser im traditionellen Baustil. Die rund 800 Einwohner wurden bei Verwandten untergebracht, einige auch in Hotels. Über die Region wurde der Notstand verhängt; das Militär errichtete Zeltlager zur Unterbringung und Betreuung der Obdachlosen.
Schwere Schäden entstanden auch in dem für seinen guten Ouzo bekannten Plomari. Auch in der Inselhauptstadt Mytilini wurden Gebäude beschädigt. In Mitleidenschaft gezogen wurde auch das Straßennetz, vor allem durch Erdrutsche. Stark zu spüren war das Beben noch auf der im Süden benachbarten Insel Chios und sogar in Athen; Mitarbeiter der GZ spürten zumindest den stärksten der Erdstöße. In der Türkei, wo sich das Beben ebenfalls bemerkbar machte, ordneten ihm Experten die Stärke von 6,2 Richter zu; deutsche Experten in Potsdam gehen sogar von 6,4 aus.
Angesichts der Schwere der Erderschütterungen traf auf der Insel Lesbos noch am Montagabend eine Regierungsdelegation ein, darunter der Staatssekretär für Handelsschifffahrt und Inselpolitik Nektarios Santorinios und der für Bürgerschutz zuständige stellvertretende Minister Nikos Toskas sowie zahlreiche Seismologen. Am Dienstag reiste der Minister für Infrastruktur, Transport und Netzwerke Christos Spirtzis auf die Insel, begleitet wurde er von einer Gruppe Bauingenieure. Die Insel kam immer wieder durch die Flüchtlingsproblematik in die Schlagzeilen, wodurch wiederum der Tourismus arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nichts desto Trotz: Ein wunderbares Ferienziel.
(Griechenland Zeitung / jh)