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Inselzwerge für Segler, Inselsüchtige und Individualisten

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Inselzwerge für Segler, Inselsüchtige und Individualisten

Etwa 100 griechische Inseln sind ständig bewohnt. Kreta, Evia und Lesbos sind die größten von ihnen. Kreta, Rhodos, Korfu und Kos melden die höchsten Besucherzahlen. Doch zwischen Othoni im Westen und Kastellorizo im Osten, zwischen Thassos im Norden und Gavdos im Süden stößt der moderne Odysseus auch auf viele Inselzwerge, deren Namen kaum einer kennt. Weitab von den Zielen der Tourismusindustrie sind sie Anlaufhäfen für Segler, Nissomanen und ausgesprochene Individualisten.

Manch attraktiver Winzling liegt gar nicht weit vom Festland entfernt, ist auch von Auto- und Pauschalurlaubern leicht in eine Rundfahrt einzubeziehen. Amouliani zum Beispiel, die einzige Insel der besucherreichen Chalkidiki. Autofähren pendeln den ganzen Tag hinüber zum weltlichen Teil der Athos-Halbinsel und im Hochsommer sogar bis spät in die Nacht hinein. Das einzige Inseldorf wirkt wie so vieles auf der Chalkidiki neu, pieksauber und extrem aufgeräumt – schließlich war das Eiland ja bis 1923 nahezu unbewohnt und profitiert jetzt von den vielen Zweitwohnungsbesitzern aus Thessaloniki. Die sorgen für echt griechische Kost in den Tavernen und heiße griechische Nächte im August. Hauptverkehrsmittel auf dem Eiland sind Pferdekutschen und Mountainbikes, aber auch zu Fuß sind die grünen 37 Quadratkilometer leicht zu erkunden.

Elafonissos mit dem feinsandigem Simnos-Beach

Auf Elafonissos vor der südlichen Westküste der lakonischen Halbinsel der Peloponnes kennen die meisten Urlauber nur ein Ziel: den kilometerlangen, feinsandigen und von einem Dünengürtel gesäumten Simos Beach, der selbst im strandreichen Hellas kaum seinesgleichen hat. Er ist völlig unverbaut, nur eine einzige Taverne liegt in der Nähe des Strandes. Gewohnt wird im einzigen Inseldorf, dessen Uferpromenade sich allabendlich in eine einzige große Taverne verwandelt. Auch hierher sind die kleinen Autofähren von Pounda aus den ganzen Tag und Abend fast pausenlos unterwegs – und die Gäste außer im an Italienern reichen August fast ausnahmslos Griechen.

Gavdos: Fern aller Hektik, Leben in den Tag hinein

Andere Besuche kleiner Inseln hingegen sind meist mit längeren Schiffsreisen verbunden – mal auf schnellen Katamaranen wie denen der Reederei Dodekanissos Express, mal auf altmodischen Schiffen wie der betulichen Nissos Kalymnos, einem wahren Arbeitsseepferd im nördlichen Dodekanes. Am längsten – und oft auch am stürmischsten – ist die Überfahrt von Kretas Südküste nach Gavdos, der südlichsten Insel Europas. Sie hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten vom vergessenen Außenposten des Kontinents, der nur in die griechischen Schlagzeilen kam, wenn ihn wieder einmal türkische Kampfjets überflogen, zu einem der letzten Aussteiger- Paradiese Europas gemausert. An den wenigen, aber zum Teil wunderbar sandigen Stränden ist die neueste Bademode kein Thema, in den urigen Tavernen werden Zigaretten nicht nur aus Tabak gedreht. Wer hierher kommt, hat Zeit, denn die Fähren sind stark wetterabhängig, und man lebt zwar einfach, aber fernab aller Hektik in den Tag hinein.

Dodekanes: Agathonissi, Akri und Marathi

Ein Kleininsel-Springen ist besonders gut im Archipel des Dodekanes möglich, wo die Inselzwerge viel besser untereinander verbunden sind als im klassischen Island-Hopper- Distrikt der Kykladen. Die kleinsten der Kleinen hier liegen am Weg vom heiligen Patmos zum gebirgigen Samos: Agathonissi, Arki und das Arki dicht vorgelagerte Marathi. Agathonissi ist die nördlichste Insel des Dodekanes, näher an Samos als an Patmos gelegen. Die etwa 120 Bewohner der Insel verteilen sich auf drei nahe beieinander gelegene Dörfer. Pensionen stehen im Hafendorf Agios Georgios, eine Taverne gibt es in Megalo Chorio, dem „Großen Dorf“. Der Weiler überrascht durch den farbenfrohen Anstrich seiner Häuser. Blumentöpfe stehen vor den Türen, in winzigen Gärten oder auf schmalen Terrassen sitzen die Insulaner abends beim Plausch. Gebadet wird direkt in der Hafenbucht, wo auch die paar auf der Insel tationierten Soldaten ihre Freizeit erbringen, oder am Kieselstrand von Tsangari. Auf Arki stehen die wenigen Häuser weit über die flache Insel verstreut, in vielen kleinen Buchten mit schönen Sandstränden ankern Segelyachten. Auf Marathi gibt es außer ein paar Ferienhäusern nichts anderes als einen Strand mit zwei Tavernen und kleiner Pension.

Die Voulkaninsel Nissyros und Lipsi bei Patmos

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Etwas größer als diese drei sind zwei andere Inseln des Dodekanes geraten: Die Vulkaninsel Nissyros gleich südlich von Kos und Lipsi, das Gegenüber von Patmos. Lipsis Inseldorf ist quicklebendig, Dutzende von Urlaubern sind meist gleichzeitig auf der Insel. Tagsüber verlaufen sie sich, fahren mit den Kleinbussen der Gemeinde an verschiedene Strände oder wandern dorthin. Nissyros hingegen ist vor allem ein Ausflugsziel für die vielen Urlauber auf Kos. Sie fahren mit Bussen in den gewaltigen Vulkankrater der Insel hinein und schlendern zwei Stündchen durch den idyllischen Hafenort Mandraki. Wer länger bleibt, kann mehr entdecken: die gut erhaltenen Mauern einer antiken Akropolis, die direkt auf dem Kraterrand erbauten Dörfer Nikia und Emborio und die guten Strände südlich von Pali, dem vierten der Inseldörfer. Eine Natursauna in einer Felsgrotte lädt zum Schwitzen ein, in der Thermalbadeanlage der Insel lässt es sich simpel und preiswert zusammen mit einfachen Griechen kuren.

Lockeres Leben auf den Diapontischen Inseln

Unter den Reedereien, die die Inselzwerge mit der Außenwelt verbinden, sind manchmal ausgesprochene Geheimniskrämer. So ist der Fahrplan der kleinen Alexandros III, die als einzige Autofähre Korfu mit den Diapontischen Inseln verbindet, nur über die Hafenpolizei oder direkt von der Crew an Bord in Erfahrung zu bringen. Fürs Schiff gibt es kein einziges Büro an Land und keinen Ticketschalter. Fahrkarten werden an Bord gelöst. Wer kein Fahrzeug mitnehmen will – und welcher Urlauber will das schon – kommt freilich auch mit Personenfähren von Agios Stefanos aus hinüber, deren Fahrplan sogar im Internet auffindbar ist. Auch auf den drei Inseln selbst – Othoni, Mathraki und Erikousa – ist mitteleuropäischer Organisationseifer kein angestrebter Wert. Auf allen drei Inseln werden Zimmer vermietet. Wer eins sucht, geht ins hafennahe Kafenio und fragt. Der Wirt kümmert sich dann um alles weitere, ruft die Vermieter an und sorgt nötigenfalls auch für den Transport dorthin. Wie erklärte mir ein Wirt auf Othoni sein Arbeitsprinzip so schön: Warum solle er seine Zeit an der Rezeption verschwenden? Er lasse in den Türen der Zimmer, die frei sind, die Schlüssel stecken. Da könne der Neuankömmling einziehen – alle Formalitäten ließen sich

Klaus Bötig

Unsere Fotos (© GZkb) zeigen Amoliani auf der Chalkidiki und Lipsi auf den Dodekanes

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