„Und was machst Du zum Jahresende?“ fragte ich Dimitris, bei dem ich jedes Wochenende meine Zeitungen bestelle. „Nichts Besonderes, außer dass ich am 29. Dezember zur Hochzeit eines Freundes nach Trikala fahre.“ Bei mir hat es sofort „Klick“ gemacht. Warum heiratet ein frisch verliebtes Paar zwischen Weihnachten und Neujahr, wo es zu dieser Zeit doch so viele andere Sachen zu erledigen und zu feiern gäbe? Können die nicht warten, bis die ganzen Festtage vorbei sind? – Eben nicht! Der Grund ist 2016, ein Schaltjahr, im Griechischen etos disektos genannt. Das erinnert an eine andere im Griechischen heimische Vorsilbe – nämlich dys, die bei vielen zusammengesetzten Wörtern zum Einsatz kommt und nur Unheil verspricht: dys-tychia (Unglück), dys-foria (Unwohlsein), dys-kolia (Schwierigkeit) usw. Ist es jetzt dieser Gleichklang zwischen dis und dys, der die Griechen so abergläubisch macht, was Schaltjahre betrifft? Oder haben sie ihn von den alten Römern übernommen, für die der Monat Februar jener der Toten war und als unglücksschwanger angesehen wurde?
Das griechische Wort disektos kommt vom Lateinischen bisextus. Im Jahre 46 v. Chr. war der römische Kalender um 90 Tage zurückgeblieben und Julius Caesar reformierte diesen falschen Kalender zusammen mit dem griechischen Astronomen Sosigenes aus Alexandria. Caesar ging von einem Sonnenjahr mit 365,25 Tagen aus und so ergab sich alle vier Jahre ein Schaltjahr. Die Folge: Der 24. Februar wurde doppelt gezählt (dies bisextus, also: zweimal der sechste, weil dieser Tag der 6. Tag vor dem 1. März ist). Abergläubische Griechen werden sich aber schwer überzeugen lassen, auch wenn ihnen erklärt wird, dass dis nichts mit dys zu tun hat. Für die Griechen gibt es einfach zu viele Dinge, die man in einem Schaltjahr unterlassen sollte: heiraten, Auto kaufen, Verträge abschließen, Beziehungen eingehen, die von Dauer sein sollen ... (GZas; Foto: ek)