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Solidarität mit Griechenland: Zwei Deutsche leisten einen symbolischen Anteil

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Ein deutsches Paar machte vorige Woche mit einer Geste gegenüber Griechenland auf sich aufmerksam. Nina Lange und Ludwig Zaccaro aus dem bayerischen Neumarkt-St. Veit zahlten 875 Euro an die Gemeinde Nafplio. Sie wollen damit zeigen, dass Deutschland Griechenland im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg etwas schuldet. Für ihre Initiative wurden die beiden am Wochenende von der Märtyrerstadt Viannos auf Kreta zu Ehrenbürgern ernannt. Die Griechenland Zeitung befragte die beiden nach dem Hintergrund für ihre Geste.

GZ: Frau Lange, was war der Anlass, dass Sie und Ihr Mann sich zu dieser Geste entschlossen haben?

LANGE: Als die neue griechische Regierung gewählt wurde, haben die Medien in Deutschland schon Spott und Häme ausgegossen. Frei nach dem Motto: Dann kriegt Griechenland keinen Euro mehr von uns, wenn ihr diese linke Regierung wählt. Anschließend gingen Herr Varoufakis und Herr Tsipras auf Bittgang zu den europäischen Institutionen. So wie die abgefertigt wurden, hatten wir den Eindruck: Man lässt sie auflaufen, insbesondere Deutschland. Es gibt ja viele in Deutschland, die die Griechen faul nennen. Dabei arbeiten die Griechen sehr viel, wenn sie denn die Möglichkeit dafür bekommen. Und zum Thema Schulden zurückzahlen: Deutschland hat im Zweiten Weltkrieg bei Griechenland Schulden gemacht und u. a. den Zwangskredit erpresst. Damals waren das etwa 480 Millionen  Reichsmark. Heute beziffern manche diese Summe auf umgerechnet 11 Milliarden Euro, in einem Stern-Interview mit  dem griechischen Regierungschef Tsipras nannte der Reporter sogar einen Betrag von 70 Milliarden Euro inklusive Zinsen. Das haben wir dann durch die 80 Millionen Einwohner Deutschlands geteilt und kamen auf 875 Euro.

ZACCARO: Wir haben auch live im Fernsehen gesehen, wie Herr Varoufakis mit Herrn  Schäuble gesprochen hat. Diese Szene ging uns wirklich tief rein. Der griechische Finanzminister hat vorsichtig das Thema von der Rückzahlung des Zwangskredits angesprochen und Herr Schäuble hat ihn schroff unterbrochen und „Nein“ gesagt und dass man darüber nicht reden müsse.

GZ: Was wollen Sie mit dieser Geste erreichen?

LANGE: Wir möchten ein Umdenken erreichen. Die Menschen sind kaum informiert, sie denken nicht nach, sie sehen Griechenland einseitig. Also nicht alle, aber viele. Wir wollen, dass die Menschen umdenken, von wegen: Hey, da schuldet ja auch Deutschland Griechenland etwas. Wir möchten, dass unsere Mitbürger ein Mitgefühl entwickeln und die Ereignisse auch mal aus griechischer Sicht betrachten. Und wir würden uns wünschen, dass auch andere Menschen sich irgendwie solidarisch zeigen.

Das komplette Interview mit Nina Lange und Ludwig Zaccaro lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Griechenland Zeitung, die am Mittwoch, dem 25. März erscheint.

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