Serifos, Samstag 15.8.1959
Gerade bin ich zurück vom Besuch der Morgenliturgie des großen Marienfestes, das von gestern Abend an bis übermorgen (Montag nach Maria Himmelfahrt) in den verschiedenen Dörfern gefeiert wird. (…) Und wie es hier immer geht, erst zeichnete ich ein hübsches kleines Kind und gleich waren ungezählte drum herum, die bewunderten, scherzten, auch hofften, gezeichnet zu werden.
Sifnos, April 1977
In Erinnerung war mir ein 80-Jähriger geblieben, den ich damals in Kastro, dem Ort am Meer, gezeichnet hatte, ich weiß nicht, ob Du Dich daran erinnern kannst. Er war urig, stand wohl unter Wirkung des Weins, hieß Apostolos und wollte, dass ich sein Konterfei überlebensgroß an die Hauswand male. Nach ihm, der gestorben sein dürfte, erkundigte ich mich und erhielt die Antwort: Ach, der Makrás? Der lebt, dort beim Soundso wirst Du ihn finden.
Besuch im Schuhladen
Im Jahr 1979 verließen wir nach sechsjährigem Aufenthalt Griechenland und kehrten in den Norden zurück. Viele Jahre später, vielleicht Ende der Achtzigerjahre, ich weiß es nicht mehr genau, führte uns eine Reise wieder durch die Stadt.
Die wahre Frucht vom Baum der Erkenntnis
So wie vielerorts bei einer Hochzeit das frisch vermählte Paar mit Reiskörnern beworfen wird, so gibt es in manchen Gegenden Griechenlands noch Granatäpfel zum Fest. Der Liebesgöttin Aphrodite geweiht und wegen seiner an eine Frauenbrust erinnernden Form und der vielen Körner ein traditionelles Fruchtbarkeitssymbol, ist dieser also genau das Richtige. Er wird mit voller Kraft auf den Boden geworfen, damit er aufplatzt. Und je mehr sich von den kleinen Samen, in leuchtend roter Gelee-Masse eingebettet, verstreuen, desto glücklicher und fruchtbarer soll die frisch geschlossene Lebensgemeinschaft werden.
Das graue Gestein des Holzes
Man sehe die Ölbäume im Talgrund von Asomatos! So großartige alte Stämme sah ich noch nie. Sie scheinen die Urväterahnen zu sein aller übrigen. Sogar in der Ebene von Krisa unterhalb Delphi, im heiligsten Ölwald der Welt, waren sie, glaube ich, nicht so gewaltig, und in den unendlichen Hainen von Lesbos waren es Söhne eines ganz anderen Geschlechts: geordnete Scharen, planvoll und sittsam gepflegt.