Zum 43. Mal jährt sich am 17. November der Aufstand der Studentenbewegung am Athener Polytechnikum (Technische Hochschule). Der 17. November ist so etwas wie ein dritter Nationalfeiertag in Griechenland. An diesem Tag wurde der Aufstand der Studenten gegen die seit 1967 herrschende Militärdiktatur blutig niedergeschlagen.
Bis heute ist immer noch nicht ganz klar, wie viele Menschen dabei ums Leben gekommen sind. Offiziell spricht man von 43, Reporter gingen damals von mindestens 100 Toten aus. Vorausgegangen waren ständige willkürliche Verhaftungen von Regimegegnern, Folter und Mord. Unter ihnen waren viele Anhänger der linken Parteien. Auch in die Hochschulpolitik mischte sich die Militärjunta immer massiver ein. Die studentischen Wahlen wurden abgeschafft und stattdessen Junta-Anhänger als Vorsitzende der Studentenausschüsse eingesetzt. Nachdem einige hundert Studenten bereits im Februar aus Protest dem Unterricht fernblieben und auf dem Campus demonstrierten, verbarrikardierten sie sich im Gebäude der juristischen Fakultät. Alle Studenten, die sich außerhalb des Universitätsgeländes aufhielten, wurden erneut verhaftet. Am 14. November schlossen sich die Studenten wieder auf dem Campus ein. Das Gelände wurde daraufhin zunächst von der Polizei mit Panzern umstellt. Ein Student der Elektrotechnik bastelte einen eigenen Radiosender und man sendete Appelle an die Bevölkerung zum gemeinsamen Kampf gegen das Regime. Längst hatten sich den Studentenprotesten andere Athener Bürger auf den Straßen angeschlossen. In der Nacht zum 17. November gab die Junta den Befehl, das Universitätsgelände mit Panzern zu stürmen. Obwohl die Studenten über den Radiosender die Soldaten anflehten, sich mit ihnen zu solidarisieren, eröffneten diese das Feuer und es kam zu dem furchtbaren Blutbad. Auch in anderen Universitätsstädten, wie Patras und Thessaloniki, fanden Proteste statt. Über Athen wurden das Kriegsrecht und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Mit dem Aufstand der Studenten begann das Ende der Militärdiktatur. Im Juli 1974 kam Konstantin Karamanlis aus dem Exil zurück und bildete eine demokratische Regierung. Seitdem wird am 17. November überall in Griechenland der Opfer gedacht. In den letzten Jahren wird dieser Tag von Bürgern auch oftmals zu Protestmärschen gegen die massive Sparpolitik der jeweiligen Regierung genutzt.
Christiane Dalbeck, Pylos
Foto (© Eurokinissi)