Diesen Sommer habe ich mal wieder auf Chalkidiki verbracht, genauer gesagt im Dorf Nea Fokea, wo unsere Tochter ihren deutschen Freund standesamtlich neben dem byzantinischen Turm des Dorfes heiraten wollte, weil wir am Rande des Ortes ein Haus haben und die Aussicht vom Turm aufs Meer und die alten Gutshofgebäude sehr schön ist. Dazu dachte ich mir im Vorfeld eine etwas ungewöhnliche Besichtigungstour für unsere familiären deutschen Gäste aus, nämlich in Form einer Schnitzeljagd, auf der sie die Sehenswürdigkeiten und Geschichte des Ortes (heraus)finden mussten.
Dabei stieß ich auf sehr interessante und auch eher unbekannte Details zum Beispiel beim Weihwasser des Apostel Paulus (da muss man seine Unterwäsche auf einer Marmorsäule im Innersten des Heiligtums „opfern“, um von seinen Sünden und Problemen symbolisch Abschied zu nehmen!), sowie fünf Skulpturen des Bildhauers Vassilis Pavlis aus dem Nachbarort Afitos, der sich sehr mit der Immigrationshintergrundgeschichte von Nea Fokia beschäftigt hat.
Dort trafen nämlich 1922/23 die Vertriebenen aus Fokea in Kleinasien nach langem Herumirren an verschiedenen Orten Griechenlands an und gründeten ein neues Dorf in Gedenken an ihre gemeinsame Geschichte.
2017 setzte die Gemeinde von Nea Fokea zusammen mit dem Bildhauer Vassilis Pavlis der Ankunft ihrer ersten Bürger ein symbolisches Denkmal in Form eines Bootes, gedrängt voll mit Flüchtlingen, so wie wir sie auch heute, mit denen hauptsächlich syrischer Herkunft, wieder aus der Türkei kommend, kennen. Es hat mich sehr beeindruckt, wie sich die Geschichte nach fast 100 Jahren wiederholt und hier sehr eindrucksvoll dargestellt wurde.
Die weiteren Skulpturen des Künstlers sind zwei Reliefs am Eingang des Gemeindehauses, die einen Hahn des Sieges und ein Schiff für die Seefahrerwurzeln ihrer Vorfahren darstellen, sowie ein Gedenkstein an den französischen Archäologen Felix Sartiaux, ein großer Griechenlandfreund, Retter und Beschützer zahlreicher Griechen im alten Fokea, während ihrer Vertreibung, nach dem im Ort auch eine Straße benannt wurde. Die fünfte und gänzlich unbekannte Skulptur in Nea Fokea stellt ein paar Tiere dar, ein Lieblingsmotiv des Bildhauers, der auch an anderen Orten mit Namensschildern an den Häusern und einer Initiative mit dekorativ bemalten ehemaligen Feta-Behältern Afitos und die Dörfer der Umgebung zu verschönern bemüht ist.
Text und Foto: Sylvia Sachariadis-Mehring