Als ich vom Foto-Wettbewerb der Griechenland-Zeitung erfuhr, erinnerte ich mich wieder an ein Erlebnis, das ich wohl nie vergessen werde. Von 1984 bis zum Jahr 2000 habe ich berufsbedingt in Athen und auf der Insel Kea gelebt und in dieser Zeit viele Urlaube auf der Insel Ikaria mit ihren Thermalquellen verbracht. Bei einer meiner ausgedehnten Wanderungen in der wilden Berglandschaft von Ikaria entdeckte ich die Reste eines uralten Olivenbaumes, der in den 90er Jahren einem Großbrand zum Opfer fiel. Die Rückseite des verbliebenen Stammes war völlig verkohlt, die Vorderseite dagegen noch gut erhalten. Die Form dieses „Überbleibsels“ erinnerte mich sofort an das Ikarus-Denkmal im Hafen von Agios Kirikos und faszinierte mich wegen der äußerst interessanten und lebendigen Struktur.
Daraus entwickelte sich eine verrückte Idee: Ich wollte unbedingt die Reste dieses „Ikarus“ retten und in meinen Garten auf der Insel Kea bringen. Mein griechischer Freund Michali, der in Therma auf Ikaria lebt, brachte den Stamm mit seinem Pickup zu einer Spedition nach Agios Kirikos. Mit der Spedition hatte ich schon beruflich zu tun und konnte so den Transport des Stammes mit der Fähre nach Piräus organisieren. Mit engagierten Helfern und viel Kraftaufwand wurde die mühselige und aufwändige Bergung durchgeführt. In Piräus holte ich „meinen Ikarus“ mit meinem VW-Passat ab, um ihn auf die Insel Kea zu bringen. Mit umgelegten Rücksitzen, vorgezogenen Vordersitzen und offener Heckklappe war das gerade noch möglich. Mit dem sorgfältig in Nylon-Planen eingewickelten „Ikarus“ im völlig überladenen Fahrzeug ging es auf das Fährschiff nach Kea. Am nächsten Tag wurde „Ikarus“ wiederum mit Hilfe fleißiger Helfer an seinen endgültigen Bestimmungsort gebracht, aufgestellt und einbetoniert. Es war geschafft - ich stolz und glücklich – und zusammen mit den Helfern wurde so richtig gefeiert!
Text und Foto: Georg Peter Doering
