Die ersehnte Insel Skiathos ist in Sicht
Nachdem viel Pech und schlechtes Wetter ihnen das Leben auf ihrer Reise bisher schwer gemacht hatten, sind die Autorin und ihre Begleiter froh, endlich wieder die Sonne zu sehen und ihre Reise fortsetzen zu können.
Am 2. Januar war das Wettertief endlich abgezogen. Der strahlend blaue Himmel über Volos und die wärmenden Sonnenstrahlen ließen einen fast die Strapazen der letzten Tage vergessen. Endlich konnten wir auf die kleine Fähre. Gerade einmal vier Autos passten darauf, die nach Gewicht bezahlt wurden. An Bord suchten wir uns einen Platz in der Sonne und setzten uns zum Essen. Eine aufgeregte Mutter schrie ihr seinerseits brüllendes Kind in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und Griechisch an. Als wir uns unter Deck einen Platz freihalten wollten, pflanzte sich eine ältere Griechin auf meine Tasche. Mutter und Kind brüllten nach wie vor und schließlich mussten wir ihnen einen Platz abtreten. Während ich versuchte zu schlafen, unterhielt sich Gunda mit einem Mann aus Skopelos auf Englisch. Die Männer huschten derweil auf dem Boot herum, auf dem überall Kartons und Kisten mit Gemüse standen. Da fehlte nur noch das Vieh! Draußen strahlte die Sonne und das Meer schimmerte dunkelblau. Beinahe wie im Sommer, nur etwas kühler. Am späten Nachmittag war endlich Skiathos in Sicht.
Die Ankunft dort war wie eine Heimkehr, ein tolles Gefühl wieder da zu sein. Am Hafen trafen wir auf unseren Freund, den Fischer. Wie jedes Mal, freuten sich alle riesig und er war entzückt über meine Griechischkenntnisse. Zu allererst fuhren wir dann zum Häuschen, schließlich war es der Grund für unsere Reise hierher im Winter. Draußen hing Wäsche und durch das Fenster konnte man den Ofen brennen sehen, doch es war niemand zu Hause. Wir fragten einen Spaziergänger nach dem neuen Haus des Bäckers. Er führte uns zu einem schönen, aber noch unfertigen und leeren Haus. Plötzlich fuhr ein Auto vor und tatsächlich stieg der Bäcker in Begleitung eines Cousins aus – was für ein Zufall! „Καλή χρόνια!“ (Kali chroniá) – „Frohes neues Jahr!“ wünschten wir uns gegenseitig und der Bäcker holte seine Frau und seine Kinder dazu. Er entschuldigte sich, er habe gedacht, wir kämen erst Ende des Monats nach Skiathos. Um Ausreden war er sicher nicht verlegen. Wir verabredeten uns für den folgenden Tag um 9 Uhr beim Notar. Dann verteilten wir noch unsere Geschenke und Lebkuchen, worüber sich alle sehr freuten, bevor wir uns aufmachten, unseren Freund, den Juwelier, zu treffen. Wir fanden seinen orangenen Passat vor einer Taverne am Hafen. Dort stand er mit einer Zeitung in der Hand. In der Kneipe, in der Gunda und ich die einzigen Frauen waren, berichteten wir ihm von unserer Reise und dem Notartermin. Er würde am nächsten Tag auch dabei sein, um uns mit der Übersetzung zu helfen. Auf ihn war immer Verlass!Am Abend besuchten wir unsere Freunde Manos und Inge und auch die Nachbarn Georgia und Nikos gesellten sich zu uns. Inge und die Töchter kochten Essen und es gab selbst hergestellten Wein. Da wir noch nicht in das Häuschen ziehen konnten, blieben wir im kleinen Bungalow der im Hinterhof stand. Im Inneren war es kalt und klamm, da nie geheizt wurde, also schlossen wir unseren Heizofen von zu Hause an. Gerade, als wir uns die Schlafsäcke wickelten, gab es einen vernehmlichen Schlag – die Sicherung war herausgesprungen. Aber zum Schlafen brauchten wir heute ja zum Glück erstmal kein Licht mehr.
Nach dieser Verschnaufpause ist die kaputte Sicherung der Vorbote für erneute Streiche, die das Leben der Autorin und ihren Begleitern am folgenden Tag spielt… Im nächsten Teil geht es weiter!
Hier geht es zum vorherigen Teil 5. und zum nächsten Teil 7.