Im Schneegestöber über den Loiblpass
Um auf ihrer geliebten Insel Skiathos den Vertrag für ein Häuschen zu unterzeichnen, begaben sich die Autorin Suse und ihre Begleiter im Winter 1984 in einem Volvo auf eine Reise nach Griechenland, deren abenteuerlicher Verlauf auf dem Loiblpass beginnen sollte.
Wir hatten Glück mit dem Wetter in dieser Nacht, es lag kein Schnee, die Straßen waren trocken und wenig befahren. Zumindest bis München, denn dort begann sich eine geschlossene Schneedecke über die Straßen zu legen. Doch wir hatten ja Winterreifen, was konnte uns da schon passieren! Und so begann die Höllenfahrt. Auf Höhe Inzell mussten wir tanken, wobei uns auffiel, dass eine der Glühbirnen vorne links ausgefallen war. Der Tankwart musste sie also auswechseln, bekam dafür 20 DM und wir konnten weiterfahren. Doch dann, als wir bereits drei Viertel des Loiblpasses bezwungen hatten, begannen plötzlich die Räder durchzudrehen. Joseph, Gunda und ich sprangen aus dem Wagen und versuchten, ihn anzuschieben, zunächst vergebens. Irgendwann griffen die Räder tatsächlich wieder und wir brüllten zu Harry ins Auto, er solle ja nicht stehen bleiben. Also fuhr er einsam immer weiter nach oben und wir drei stapften im heftigen Schneetreiben um 4 Uhr morgens den dunklen Berg hinauf. Für die Genesung von vorangegangenen Krankheiten war das sicher nicht hilfreich. Auf einmal tauchte ein Schneepflug auf und nahm uns schließlich gegen Benzingutscheine bis zur jugoslawischen Grenze mit. Wir gaben ihm noch fünf DM und bedankten uns bei ihm. Es war mittlerweile 5 Uhr und wir konnten uns nun wieder alle ins Auto setzen, uns mit Tee und Rum aufwärmen und die Abfahrt den Pass hinunter beginnen. Das Fernlicht fiel aus, doch wir schafften es bis kurz vor Belgrad, wo wir eine Pause einlegten. Die Straßen waren matschig und es schneite ununterbrochen. Als wir kurz vor der griechischen Grenze ankamen, mussten wir nochmals für 2.000 Dinare verbotener Weise tanken. Am Sonntagabend kamen wir gegen 22 Uhr an der griechischen Grenze an. Erstmal mussten die Uhren umgestellt werden. Zwei Ortschaften nach Thessaloniki wollten wir zu Abend essen, doch die Straßen waren schwer erkennbar und wir fuhren vorbei. Joseph fuhr wie ein Geisterfahrer querfeldein bis wir in ein Dorf gelangten, in dem es tatsächlich typische Fischlokale gab. Wir aßen in der „Ψαροταβέρνα Λάκης“ (Psarotaverna Lakis) und ich freute mich darüber, mich mit dem Besitzer auf Griechisch unterhalten zu können. Die Verschnaufpause tat gut, denn es sollte noch in derselben Nacht nach Volos zur Fähre weitergehen.
Lesen Sie im nächsten Teil von einer strapazierenden Nachtfahrt von Thessaloniki nach Volos, bei der das Auto der Reisenden zu versagen droht und das Erreichen der Fähre gefährdet wird.
Hier geht es zum vorherigen Teil 1. und zum nächsten Teil 3.