Eine wahre Geschichte für alle Tierliebhaber zum Nachahmen gedacht, erzählt von Elke Gregory.
Ende März 2006 erwartete uns bereits der Frühling in Griechenland, die Blumen dufteten und in der Sonne vor unserem Haus in Gialtra auf der Insel Euböa ließ es sich in den aufgeklappten Gartenstühlen gar gut gehen. In der Mittagszeit fielen die Augenlider zu und beim wohligen Dösen riss mich ein Schnurren und Miauen aus all meinen Träumen. Ich sah sie zum ersten Mal vor mir und aufgrund meiner ruckartigen Bewegungen lief die Katze erschreckt erst mal weg. Aus hellgrünen Augen fixierte sie mich und langsam kam sie wieder näher. Eine wunderschöne dreifarbige Katze, sehr schlank und feingliedrig, miaute mich an und machte klar, dass sie offensichtlich großen Hunger hatte. Ihr Gesicht war sehr schön und gleichmäßig gefärbt, ein schwarz-braun-weißes Kätzchen, das, so erfuhr ich erst Jahre später, auch aufgrund ihrer Färbung Glückskatze genannt wird. Sie umschmeichelte meine Beine und ließ sich kurz streicheln.
Etwas Milch verdünnt mit viel Wasser wurde von ihr im Nu verschlungen und sie legte sich wohlig schnurrend zu meinen Füßen nieder. Nach einiger Zeit verließ sie mich wieder.
Mein Mann und ich fuhren einkaufen und rein zufällig landeten wir zuerst in der Abteilung des Supermarktes, in der Katzenfutter in großer Auswahl angeboten wurde. Den Einkaufswagen gut gefüllt mit allem was man so brauchte, auch wir selber kamen nicht zu kurz, verließen wir in großer Erwartung, ob unser Kätzchen wieder kommen würde, den Laden.
Daheim angekommen stand sie schon vor der Terrassentür. Gegen Abend bekam sie Futter aus der Dose und man staune nicht wirklich, wir konnten uns vor Katzenbesuch kaum retten. Gott sei Dank hatten wir großzügig eingekauft und ein paar leere Joghurtschalen waren rasch mit Trockenfutter gefüllt, sodass jeder etwas abbekam. Eine weitere dreifarbige Katze, wir erfuhren später, dass sie die Mutter- bzw. Oberkatze des gesamten Katzenclans war, beschloss auch, wie ihre dreifarbige Tochter, nicht mehr von unserer Schwelle zu weichen. Die anderen blieben allerdings respektvoll in Sichtweite.
Mona und Lisa
Jeden Morgen und Abend besuchte uns die Katzenschar, tagsüber kamen unsere beiden dreifarbigen Katzen - wir nannten die kleine Mona und die große Lisa - immer wieder vorbei um zu schauen, ob wir auch wirklich noch da seien. Mona spielte auf dem Nachbargrundstück, fing Käfer, versuchte Schmetterlinge zu erwischen und sobald jemand von uns aus dem Haus kam, konnte man keinen Schritt mehr gehen, ohne dass sie uns um die Beine scharwenzelte und gestreichelt werden wollte. Eine Besonderheit von Mona und Lisa war, dass sie einem mit ihrem Kopf in die Hand sprangen um Streicheleinheiten einzufordern. Besonders Mona entwickelte schnell eine weitere sehr angenehme Eigenart. Wenn sie über meine nackten Füße stieg, zog sie liebevoll die Krallen ein, sodass kein Kratzer die Haut verletzte. Das macht keine wildlebende Katze, haben alle Bekannten beteuert, deren eigene Katzen das bis heute nicht gelernt haben.
Die Zeit unseres Besuches ging in Windeseile zu Ende und wir verließen schweren Herzens unser Haus und die Katzen.
Und dann kam der von uns heiß ersehnte Sommer und wir verbrachten einen ganzen Monat in unserem Haus. Schon bei der Hinfahrt hielten wir bei einem Supermarkt an und kauften ein, natürlich nicht nur für uns. Zuhause angekommen hielten wir gleich Ausschau nach unseren Katzen. Wir riefen, "Moooonnnnaaaaa" und, welch eine Freude, Mona kam in großen Sprüngen angelaufen.
Wir sahen auf Anhieb unsere Katze war trächtig. Sie wurde jetzt natürlich besonders gut gefüttert und da die griechischen Katzen gerne Fisch fressen, kochten wir rein zufällig immer etwas mehr Pasta mit allerlei Fischen drin als wir selber essen konnten. Aber auch eine Pasta-Bolognese mit viel Knoblauch wurde freudig verschlungen. Wir mussten während des Kochens die Türen und Fenster gut verschlossen halten, da Katzen nicht nur neugierig, sondern auch erfinderisch und klug sind. Besonders das Küchenfester wurde häufig von den Katzen besucht und Katzennasen wurden daran platt gedrückt. Wenn dann das Futter draußen verteilt wurde, musste man vorher die einzelnen Schalen im Haus füllen und an verschiedenen Stellen draußen hinstellen, ansonsten gab es einen Katzenaufstand und jede Katze wollte gleichzeitig aus jedem Topf fressen. Ein Durcheinander ohne Gleichen.
Bei jeder Gelegenheit wurden wir draußen begleitet. Das Unkrautjäten im Garten wurde nicht einfacher, wenn ständig eine Katzennase einen stupste und aufforderte man solle doch mal wieder sozial sein und mit ihr spielen oder sie streicheln. Es war ein wunderschöner Sommer und am Abend haben wir manches Glas Wein draußen auf der Terrasse in Katzengesellschaft genossen.
Wir waren ganz stolz auf uns, dass unsere Mona nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen ins Haus zu gelangen, akzeptierte, dass die Türschwelle zum Eingang des Hauses der Bereich ist, wo der Katzenbereich endet. Einmal hatten wir den Fehler gemacht, auf der Küchenarbeitsplatte einen Rest Fleisch vom Vortag aus der Taverne liegen zu lassen. Der war sowieso für die Katzen bestimmt. Nur hatten wir nicht mit dem Geruchssinn der Katzen gerechnet. In einem Kamikaze Einsatz hatte Lisa die Chance erkannt und holte sich blitzschnell in einem unbewachten Augenblick das Fleisch selber und wurde für den Rest des Tages nicht mehr gesehen. Warum auch, sie war natürlich gut gesättigt und ihre Tochter Mona hatte vorerst das Nachsehen. Mit wem sollten wir schimpfen außer mit uns selbst. So wird man selber gewiefter und auch erzogen, ein beidseitiger Lernprozess.
Doch auch ein Monat Urlaub geht mal zu Ende und wir trösteten uns damit, dass die Katzen ja noch viele andere Futterplätze bei unseren verschiedenen Nachbarn hatten und verließen traurig unser Haus und die Katzenschar.
Wir freuten uns über Weihnachten und Neujahr wieder da zu sein und wie erwartet kam nach einem halben Tag Mona wieder auf uns zu geflitzt. Rank und schlank wie immer, doch ihren Nachwuchs brachte sie nicht mit. Auf dem großen Nachbargrundstück eines Fischers, auf dem jede Menge Unterschlüpfe waren, hatte sie ihre Katzenkinder bekommen. Jetzt war es bereits abends früher dunkel und nach der täglichen Fütterung saß Mona vor unserer geschlossenen Tür und freute sich, sobald jemand raus kam. Die Zigarettenpause meines Mannes war eine willkommene Abwechslung für sie und sie genoss die menschliche Nähe und das Streicheln umso intensiver.
Da wir ja immer nur für kurze Zeit in Gialtra waren, hatten wir beschlossen, egal welches Wetter, die Katzen bleiben draußen, kommen nicht ins Haus und übernachten in ihren gewohnten Quartieren draußen. Die Überlegung war folgende. Wenn wir sie ins Haus lassen, wird es umso schwieriger für sie, wenn wir wieder in Deutschland sind, sich an ihre wohlbekannten griechischen Verhältnisse zu gewöhnen. Wir hatten bei Regenwetter schwer mit uns zu kämpfen, konsequent zu bleiben. Doch wir hielten unseren Vorsatz durch.
Über Ostern waren wir wieder im Lande und warteten vergeblich mehrere Tage auf Monas Begrüßung. Am Ostermontag erwartete uns dann eine freudige Überraschung, Mona war wieder da. Wir hatten bereits überlegt, um ihr das Katzenleben in unserer Abwesenheit einfacher zu gestalten sie sterilisieren zu lassen, aber sie hatte offensichtlich schon wieder Nachwuchs bekommen. Sie kam nur kurz zum Fressen und verschwand dann immer für längere Zeit. Sie gönnte sich kaum Ruhe und wir konnten beobachten, wie unruhig und hektisch sie war. Jedes Mal wenn sie uns nach der Fütterung verließ, blieb sie stehen, um zu sehen, dass ihr auch niemand zum Versteck ihrer Katzenkinder folgte. Sie hatte ein neues Quartier in einiger Entfernung bezogen und als sie merkte, dass ich versuchte ihr zu folgen, blieb sie solange in der Gegend stehen, bis ich mein Vorhaben aufgab. Danach war sie blitzschnell auf einem neuen Gelände verschwunden.
Trotz ihres Mutterseins wurde sie ständig von einem schwarzen Kater begleitet, der sehr interessiert an ihr war. Er hörte bald auf den Namen "Herr Kater". Sie teilte häufig Katzenschläge aus, biss und kratzte ihn und gleichzeitig fraß sie mit ihm aus einem Topf. Das muss wohl Katzenliebe sein. Unsere Idee sie sterilisieren zu lassen, gaben wir auf, da uns der Tierarzt erklärte, solange die Katze stillt, sei ein Eingriff nicht sinnvoll, da ansonsten das Stillen für die Katze zu schmerzhaft sei. Unser kurzer Aufenthalt ging schnell zu Ende und wir überließen die Katzen ihrem Schicksal. Was hätten wir sonst auch tun können in dieser Situation.
Kleines, hellbraunes Wollknäuel
Im Juli kehrten wir zurück und auch Lisa hatte Nachwuchs bekommen. Nach ein paar Tagen tollte Lisa mit drei kleinen Katzenbabies in unserem Vorgarten herum. Sie vertraute uns und sobald sie etwas zum Fressen bekommen hatte, stillte sie die kleine Truppe. Gestärkt und unternehmungslustig versuchten die kleinen Katzen ins Haus zu schleichen und miauten ganz kräftig, wenn es ihnen gelungen war. Die Angst vor der unbekannten Umgebung ohne Mama war dann doch größer als ihre Neugier. Sobald man sich etwas zurück zog, verließen sie ganz schnell wieder das Haus.
Mona brauchte etwas länger, bevor sie erstmalig vorsichtig ihr Junges zu uns brachte. Es war ein kleines hellbraunes Wollknäuel und es war ganz fürchterlich schreckhaft. Nur wenn wir nicht in der Nähe zu sein schienen, kam es vorsichtig näher und trank etwas Milch aus der Schale. Sobald Mona an seiner Seite war, fühlte es sich zumindest etwas sicherer und beschützter. Als an einem Abend uns Freunde mit ihrem Hund besuchten, der sofort Jagd auf die Katzen machte, wurden die jungen Kätzchen für einige Tage nicht mehr gesehen. Ich stellte dann auf dem Nachbargrundstück eine Schale mit verdünnter Milch hin und vorsichtig näherte sich der Katzennachwuchs allmählich wieder.
Bevor wir diesmal gingen, versuchten wir mit allen Tricks Mona dazu zu bewegen, eine Tablette gegen Würmer zu fressen. Die Tablette besorgten wir aus einer Apotheke in LoutraAidipsos: Wewant a pillforthecat, sagt man, und dann bekommt man, was man will.
Mona war in keiner guten körperlichen Verfassung und wir machten uns große Sorgen um sie. Sie mochte offensichtlich den Geruch der pulverisierten Tabletten nicht. Erst nachdem wir in den Fressnapf etwas Thunfisch gegeben hatten und der Geruch des Fisches dominierend war, fraß Mona endlich die notwendige Pille.
So vergingen die Tage und in der Hoffnung, dass alle Kätzchen wohlauf sind, wenn wir im Herbst wiederkommen, verließen wir unser Haus.
Die große Gefahr
Als wir mit unserer Familie in den Herbstferien ankamen, wurden wir sehr enttäuscht, keine Mona weit und breit. Am nächsten Morgen entdeckten wir ein kleines hellbraunes Wollknäuel vor der Terrassentür, das sich von da an nicht mehr von unserem Haus entfernte. Wir haben es am Anfang nicht wiedererkannt. Das kleine Tier kam alleine, ohne Begleitung. Es war zwar sehr scheu, vorsichtig und ängstlich, doch dem Futter konnte es nicht widerstehen und schon bald strich es um unsere Beine herum. Entweder, dachten wir, war es mit Menschen schon lange vertraut gewesen oder…? Oder das Wollknäuel hatte uns erkannt. Wir waren unschlüssig.
Tags darauf wurden wir schon in aller Frühe durch Sirenen von vorbeifahrenden Feuerwehrautos aus dem Schlaf gerissen. Beim morgendlichen Gang zum Bäcker erfuhren wir, dass ganz in der Nähe in einer Touristenanlage in einem Stellwerk zwei Strommasten umgestürzt waren und dass dies einen Brand verursacht hatte. Es schien, dass die Feuerwehr den Brand schnell gelöscht hatte. Im Laufe des Tages kam starker böiger Wind auf, in unserer Gegend nicht unüblich, und kurze Zeit später trieben dicke graue und braune Brandwolken an unserem Haus vorbei. Der Geruch wurde immer intensiver und wir beobachteten, dass immer mehr Feuerwehrautos an unserem Haus vorbeifuhren in Richtung LoutraGialtra (Bad Gialtra), das unterhalb unseres Hauses am Meer liegt. Der Brandgeruch wurde immer aufdringlicher und gegen Abend sahen wir von unserer Terrasse aus, dass sich mehrere offene Feuerherde durch die Olivenhaine durchfraßen und sich alles immer mehr in unsere Richtung hin orientierte. Nach zahlreichen Telefonaten mit Nachbarn und Freunden fingen wir an unsere Autos mit allem was man so braucht für eine ungewisse Nacht zu packen. Nachdem wir den Computer, die Unterlagen über das Haus eingeladen hatten, bezogen wir wieder unsere Beobachtungsposten auf den zwei Terrassen. Mehrere Flugzeuge und Hubschrauben holten ununterbrochen Wasser aus dem Meer und versuchten die Brände zu löschen. Da der Wind nicht nachließ, war unsere große Sorge, wie lange können die Flieger noch löschen, wann wird es auch für sie zu gefährlich. Einige Bagger und Räumfahrzeuge fingen ganz in unserer Nähe an in ca. 1000 m Luftlinie entfernt Schneisen in die Olivenhaine zu schneiden.
Nach Einbruch der Dunkelheit sahen wir, dass unsere Nachbarn schon das Haus verlassen hatten und nach einem kurzen Anruf bei ihnen verabredeten wir uns im Hauptbadeort LoutraAidipsos auf der anderen Seite unserer Bucht. Auch wir wollten fahren, bevor die einzige Straße dorthin völlig verstopft war und wohlmöglich eine allgemeine Panik ausbrach. Nachdem wir alles verschlossen hatten, fiel mir das kleine hellbraune Kätzchen, das immer noch unbeirrt vor unserer Tür saß, ins Auge. Eine dunkle Männerstimme hinter mir sprach aus, was ich dachte: „und die Katze“?
Wir sahen uns an und die Katze war auf meinem Arm, eine große Tasche wurde mit einem Tuch ausgelegt, das sollte ihre neue Behausung werden. Wir legten ihr etwas Futter hinein und so machte sie mit uns ihre erste Reise. Und wir alle verließen das Haus.
In LoutraAidipsos angekommen, konnten wir aus sicherer Entfernung das Ausmaß des noch immer sich weiter ausbreitenden Feuers sehen und der Schreck fuhr uns erneut in alle Glieder. In der Dunkelheit sah alles sehr gespenstig aus und die überall blinkenden Lichter der Polizei, der Feuerwehr und der Krankenwagen verstärkten unser Gefühl der Ohnmacht. Nach einer kurzen Mahlzeit trafen wir uns spätabends in einem Hotel, das von einer sehr netten deutschsprechenden Griechin, die außerhalb der Saison in Deutschland lebt, geführt wurde.
Unsere kleine Katze hatte während unserer Essenspause miauend im Auto gesessen und wurde nun mit ins Hotel genommen. Weitere Freunde und Nachbarn hatten dort mittlerweile Unterschlupf gefunden und unser neugieriges Kätzchen unternahm die ersten Erkundungsgänge im Hotel. Nach ein paar Bierchen gingen wir nicht ohne vorher noch einige Male auf die andere Seite unserer Bucht einen Blick zu werfen schlafen. Die Katze wurde mit Futter versehen draußen gelassen. Am nächsten Morgen hatte sich der Wind gelegt und wir erfuhren, dass zwar der Brand einen riesigen Schaden in der Natur verursacht hatte, aber keine Menschen verletzt worden waren und „nur“ zwei Häuser nicht mehr gerettet werden konnten. Unsere kleine Katze, so wurde berichtet, hatte schon am frühen Morgen in der Hotelküche Pastizio gefrühstückt und war unauffindbar. Wir verabredeten daraufhin, dass man uns anruft, wenn sie aufkreuzt und ich sie dann abhole. Da wir nur eine Woche Zeit bis zu unserer Abreise hatten, wollte ich noch am gleichen Tag mit der Katze den Tierarzt aufsuchen, damit wir sie mit nach Deutschland nehmen konnten. Uns war sofort klar, dass wir sie jetzt nicht mehr alleine hier lassen konnten.
Im Dorf angekommen hörten wir vom Ausmaß der Katastrophe. Neben der Zerstörung der Olivenhaine und der Weinflächen hatten unsere Dorfbewohner vor allen Dingen ihre Arbeitsplätze in der Ferienanlage verloren. Die Bungalows und anderen Gebäude waren zwar nicht zerstört worden, aber die Umgebung sah aus wie eine Mondlandschaft, alles war abgebrannt. Den ganzen Tag über wurde noch mit Flugzeugen gelöscht und die Feuerwehr observierte die Gegend durchgängig. Soldaten wurden in Bussen gebracht und durchkämmten die Brandstellen.
Am Nachmittag kam dann der erlösende Anruf: Die kleine Katze sei aus ihrem Schlaf erwacht und von unserer lieben Freundin im Hotel eingefangen worden und wartete darauf, dass wir sie abholten. Wir haben dann ganz schnell noch eine kleine Katzenbox gekauft und machten uns von unserer griechischen Freundin geleitet auf den Weg zum Tierarzt. Dort angekommen stellten wir fest, dass unser kleines hellbraunes Wollknäuel ein ca. 4-5 Monate alter Kater ist. In seinem neuen Ausweis wurden alle Untersuchungen und Impfungen vermerkt und von nun an wurde dieser goldige kleine Kerl Goldie genannt. Goldie theGreek.
Die restliche Woche verging wie im Flug, Goldie eroberte unser Haus, unsere Herzen. Ab und an posierte er auch vor der Kamera. Selbst wenn wir weg waren, saß er ruhig wartend vor der Tür und verteidigte draußen seinen Fressnapf vor den anderen Katzen. Die einzige Katze, die aus seinem Napf fressen durfte, war der große schwarze Kater (Herr Kater), der bei unserem letzten Besuch Mona immer begleitet hatte. Als wir die Fotos, die wir im Juli von den Katzenbabies gemacht hatten, mit Goldie verglichen, sahen wir sofort, was wir vorher schon fest vermutet hatten, Goldie theGreek war Monas Sohn.
Ein neuer Anfang
Die Ähnlichkeit war frappierend und die Freundschaft mit dem schwarzen großen Kater war der letzte Beweis, den wir nicht gebraucht hätten: Mona hatte uns ihr Kind anvertraut und da wir ihr nicht mehr helfen konnten, suchten wir nun mit vereinten Kräften ein neues Zuhause für Goldie in Deutschland. Bei uns konnte sie leider nicht bleiben, da unser Hausnachbar eine Katzenallergie hat und sich sofort die Frage stellte, wenn wir weg sind, wer kümmert sich dann um Goldie? Wir verschickten Bilder von Goldie per Computer an Freunde, in der Hoffnung ein neues Zuhause für ihn zu finden. In nächtlichen Computergroßeinsätzen wurde von einem meiner Familienmitglieder fieberhaft mit einer Freundin verhandelt, die bereits eine Katze besaß, auch Goldie noch zu übernehmen.
Da Goldie von Natur aus keine Hauskatze war, machten wir uns die Neugier und Intelligenz von Katzen zunutze und legten eine Futterspur zum neu eingerichteten Katzenklo in unserem Haus. Goldie begriff sofort, um was es sich handelte und folgte den Leckerlies und war von da an stubenrein. Zur Belohnung gab es ein kleines Spielzeugpüppchen, das am roten Faden vor seiner Nase tanzte und seine ganze Aufmerksamkeit erforderte. Es wurde schnell sein Lieblingsspielzeug, da das Püppchen besser und leichter zu bändigen war als ein Ball, der immer wieder versuchte weiter zu rollen und auch nicht so griffig war wie das kleine Püppchen.
Nun versuchten wir ihn daran zu gewöhnen, dass er nachts im Haus schlafen sollte, was bei einem nachtaktiven Tier nicht unproblematisch ist. Im Laufe der Nacht versuchte er zu spielen und den schlafenden menschlichen Nachtgenossen zu wecken. Jede Bewegung war für ihn ein Anlass anzunehmen, dass jetzt die Nacht rum ist und man ihn endlich füttert und mit ihm spielen würde. In den ersten zwei Nächten wurde er dann unmissverständlich vor die Tür gesetzt. Am nächsten Morgen saß er bereits dort und wartete auf sein Frühstück. In der dritten Nacht hatte er die Lektion gelernt und schlief eng am menschlichen Hausgenossen angekuschelt mehr oder weniger die ganze Nacht durch.
Die unermüdliche Aktion ein neues Zuhause zu finden, verlief Gott sei Dank erfolgreich und kurz vor unserer Abreise kam die erlösende Antwort, Goldie kommt zu jungen Leuten die bereits eine Katze besitzen.
Frohgemut verließen wir mit Goldie im Gepäck unseren Ort. Auf der Fähre, die lauter für ihn unbekannte und laute Geräusche von sich gab, fühlte er sich äußerst unwohl und rannte aufgeregt im Auto hin und her. Erst später beruhigte er sich dann etwas, aber wir bekamen schnell den Eindruck, dass Reisen für solch ein Katzenjunges nicht das schönste aller Erlebnisse zu sein schien. Sicher fühlte er sich in seiner Höhle, unter dem Vordersitz des Wagens. Während der Fahrt nach Athen schlief er fest ein und beim Hotel angekommen, ließen wir ihn im Auto, frisches Wasser, ein Katzenklo und Futter waren vorhanden.
Spät abends nach unserer Busrundfahrt durch die Stadt und einem ausführlichen Bummel durch die Altstadt (Plakka) nahmen wir den mittlerweile wachgewordenen Kater mit in das Zimmer. Er erkundete alles und fühlte sich offensichtlich auf unserem Bett sehr wohl.
Nach einer erholsamen Nacht machten wir noch einen kurzen Abstecher zum faszinierenden Hafen von Athen (Piräus) und gegen Abend ging es dann zum Flughafen. Ein Ticket für Goldie wurde gekauft und in seinem Käfig begleitete er uns ins Flugzeug. Beim Sicherheitsscheck gab es einen großen Aufruhr. Goldie musste aus seinem Käfig während dieser durch die Scanner lief, mein Mann nahm ihn auf den Arm und spazierte gemeinsam mit Goldie durch die Sicherheitstore. Als der Käfig dann auf dem Band durchrollte, fragte mein Mann den Sicherheitsbeamten: „Wie soll sich mein Tiger sicher fühlen in einem so unordentlichen Käfig und auf solch einem geknuddelten Tuch?“ worauf hin der Beamte ganz liebevoll Goldies Tuch faltete und glatt wieder im Käfig platzierte. Die unbekannten Geräusche machten ihn sehr ängstlich und er fauchte und kratzte aus seinem Käfig heraus. Erst als er mit seiner Behausung auf dem Schoß meines Mannes Platz nahm, beruhigte er sich langsam und der weitere Flug verlief relativ unproblematisch für das Tierchen.
In Frankfurt angekommen, fuhren wir alle mit der S-Bahn nach Wiesbaden und Goldie erregte große Aufmerksamkeit bei mitfahrenden Kindern. Die letzte Strecke verbrachte er in unserem Auto und im Rheingau angekommen, durchstöberte er sofort neugierig unsere Wohnung. Ein Platz vor dem Fenster über der Heizung im Esszimmer wurde sofort zum Lieblingsplatz erkoren. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück trat er dann gut in seiner Box verstaut mit seinem Püppchen den Weg zu seiner neuen Familie an. Dort angekommen verbrachte er eine Weile im Flur sitzend, seine neue Umgebung bestaunend und die andere Katze betrachtend.
Erst waren wir doch sehr traurig, doch als wir hörten, wie gut es ihm im neuen Heim geht, dass die alte Katze ihn nicht nur akzeptiert hat, sondern beide jetzt nur noch alles gemeinsam machen, schlafen, aufstehen, fressen und spielen. Also hat Goldie wieder eine neue Katzenmutter gefunden.
Wir sind zufrieden und freuen uns darüber, dass wir zumindest Goldie haben retten können, und sich somit Monas Vermächtnis erfüllt hat.