Sein Amtssitz war der Präsidentenpalast, sein Wohnsitz blieb jedoch auch nach seiner ersten Wahl zum Staatsoberhaupt 1995 der nördliche Athener Vorort Paläo Psychiko, wo er eine Apartmentwohnung besitzt. Das änderte sich auch nicht, als er im Februar 2000 mit den Stimmen der beiden größten Parteien, der sozialistischen PASOK und der konservativen Nea Dimokratia (ND), für eine zweite Amtszeit gewählt wurde.
Großspurigkeit war ohnehin nie eine der Eigenschaften des alten Präsidenten. Es mag angesichts der Zurückhaltung von Stefanopoulos wundern, wie er bei der doch recht „vorlauten“ Mentalität seiner Landsleute derartige Sympathiewerte erreichte. Man konnte anfangs nicht damit rechnen, dass der manchmal trocken wirkende Politiker in der Beliebtheitsskala an die Spitze schießen und zum unumstrittenen Symbol der Eintracht werden würde. Ein „Anti-Star“ so die Tageszeitung „To Ethnos“ – mit einer riesigen Anhängerschaft.
Aktiver Präsident
Stefanopoulos gelang es während der ersten Amtszeit durch einen volksnahen Stil zu überzeugen. Er besuchte die hintersten Winkel des Landes, um damit deutlich zu machen, dass niemand von ihm vergessen würde; alle Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern soll er höchstpersönlich beantwortet haben. Dass er zu den aktivsten Präsidenten seit 1974 zählt, beweist allein die Bilanz für das Jahr 1999, in dem er sich mit 22 Staatsoberhäuptern im In- und Ausland traf.
Seine manchmal über den diplomatischen Usus hinaus offen formulierten Ansichten vor allem bei außenpolitischen Fragen brachten ihm bei seinen Landsleuten ebenfalls Pluspunkte. Ein weiterer Höhepunkt seiner politischen Karriere kam im Sommer 2004, als Konstantinos Stefanopoulos nach fast 100 Jahren jenes griechische Staatsoberhaupt war, das die Olympischen Spiele eröffnete.
Verschlungene Wege zur Staatsspitze
Der 74-jährige Jurist Stefanopoulos wurde 1926 in Patras geboren und trat innerhalb des konservativen Lagers in die Fußstapfen seines ebenfalls politisch aktiven Vaters. Nach drei erfolglosen Anläufen (1958, 1961 und 1963) schaffte er es mit der ERE, am 16. Februar 1964 in der westgriechischen Präfektur Achaia mit den meisten Vorzugsstimmen ins Parlament zu kommen. Während der Diktatur (1967-1974) enthielt er sich jeder politischen Tätigkeit und widmete sich ausschließlich seinem Beruf. Nach dem Sturz der Junta gehörte er bis 1985 zu den Parlamentariern der inzwischen von Konstantinos Karamanlis gegründeten Nea Dimokratia. Bis 1980 hatte er verschiedene Ministerämter inne: das Innen-, Präsidial- und Handelsministerium sowie das Ministerium für Soziales.
Erfolglose DIANA
Wenig Erfolg hatte Stefanopoulos, sich innerhalb der ND an die Spitze zu katapultieren. Zweimal scheiterte er daran, den Vorsitz der Partei zu erobern. Bei den entsprechenden Abstimmungen unterlag er einmal Evangelos Averof, einmal Konstantinos Mitsotakis.
Nach diversen Differenzen mit dem damaligen Vorsitzenden Mitsotakis trat er 1985 aus der ND aus. Gemeinsam mit neun anderen Abtrünnigen gründete er danach die „Demokratische Erneuerung“ (DIANA). Bei den Europawahlen von 1994 löste Stefanopoulos die DIANA auf, da das von der Partei angestrebte Ziel von 3 % der Stimmen nicht erreicht wurde.
Der politische Ruhestand war aber für ihn noch nicht vorbestimmt. Im Jahre 1995 schlug die Parlamentspartei „Politischer Frühling“ von Antonis Samaras den gescheiterten Parteiführer als Kandidaten für das höchste Amt im Staate vor. Die PASOK unter Andreas Papandreou gab dazu ihren Segen und Konstantinos Stefanopoulos wurde zum fünften Präsidenten seit der Wiederherstellung der Demokratie in Griechenland im Juli 1974.
Konstantinos Stefanopoulos ist verwitwet, hat zwei Söhne und eine Tochter; er spricht Englisch und Französisch. (tre)
Die Präsidenten seit 1974
Nach dem Sturz der Junta im Juli 1974 sprachen sich im darauffolgenden November bei einer Volksabstimmung mehr als zwei Drittel der Griechen gegen die konstitutionelle Monarchie aus; das Land wird eine Republik.
1) Michail Stassinopoulos (Interimspräsident) (1974)
2) Konstantinos Tsatsos (1975)
3) Konstantinos Karamanlis (1980)
4) Christos Sartzetakis (1985)
5) Konstantinos Karamanlis (1990)
6) Konstantinos Stefanopoulos (1995)
7) Konstantinos Stefanopoulos (2000)
8) Karolos Papoulias (2005)
9) Karolos Papoulias (2010)
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