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Besteigung des Olymp: Zum Berg der Götter

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Besteigung des Olymp: Zum Berg der Götter
Eine Olymp-Besteigung ist ein Traumziel für viele Griechenlandfahrer, und man kann sich diesen Traum, eine gute Kondition vorausgesetzt, selbst in vorgerücktem Alter noch erfüllen. Eines aber sollte man nicht tun: den Berg der Götter unterschätzen, und, wie es Unerfahrene immer noch tun, allein, zur falschen Jahreszeit oder mit leichter Joggingausrüstung den Berg anzugehen.
eszeit oder mit leichter Joggingausrüstung den Berg anzugehen. Noch Anfang Juni ist einer dieser Leichtsinnigen nach einem heftigen Schneefall abgestürzt und musste von der Bergwacht geborgen werden. Eberhard Rondholz hat vom 19. bis zum 21.Juni eine Münchner Wandergruppe zum Gipfel begleitet, hier sein Erfahrungsbericht:Aufbruch in Litochoro, neun Uhr morgens. Nur vier Kilometer vom Meer (und von der Bahnstation Plaka Litochoro) entfernt, 350 m über dem Meeresspiegel, besaß die Kleinstadt Litochoro einst traurige Berühmtheit, als der Ort, wo 1947 die letzte Runde des blutigen griechischen Bürgerkriegs begann. Heute ist Litochoro bekannt als „Tor zum Olymp"; ein paar dutzend Bergwanderer brechen hier täglich, von Mai bis Oktober, auf zum Berg der Götter. Wir fahren, wie die meisten, mit dem Auto so hoch, wie die Asphaltstraße reicht, Prionia heißt die Stelle, nahe dem Sägewerk, das hier einmal stand, 1100 m über dem Meeresspiegel. Hier beginnt der Aufstieg. Unser Bergführer, Damianos Vassiliadis, ist in den bayrischen Alpen ausgebildet und hat 30 Jahre alpine Erfahrung. Den Olymp hat er schon über einhundert Mal bestiegen, er kennt den Berg wie kein anderer. Aber Routine ist es auch heute noch nicht für ihn, den Berg der Götter anzugehen – er hat gelernt, ihn nicht zu unterschätzen. Das Wetter ändert sich hier schneller als irgendwo sonst im griechischen Bergland, so weiß er – Ο Ζευς νεφελιγερέτας (sevs nefelijeretas), Zeus der Wolkensammler, sorgt dafür. Entsprechend ist die von Damianos geforderte Ausrüstung: Obwohl die Sonne schon brennt, es ist bald Juli, haben wir Handschuhe und dicke Pullover, Wollmützen und regendichte Anoraks im Rucksack, noch vor kurzem hat es in der Gipfelregion heftig geschneit. Zusammen mit einem Hüttenschlafsack und dem sonstig Üblichen, dazu Trinkwasser und Marschverpflegung (die Fotoausrüstung inklusive Wechseloptik nicht zu vergessen), kommt da einiges zusammen an Gewicht, das über die erste Etappe gebracht werden muss, ca. 1000 Höhenmeter bis zur Schutzhütte Spilios Agapitos. Leichte Bergschuhe und gute Teleskopstöcke sind ebenfalls Pflicht, Damianos ist ein strenger Bergführer.

Entzückende Flora

Der Weg, ein Teilstück des europäischen Wanderwegs E4, führt zunächst durch Hochwald. Eichen zu Anfang, dann dominiert die Schwarzkiefer, angenehmer Schatten auf dem größten Teil der Strecke. Eine Bergwanderung ohne größere Schwierigkeiten, dafür gibt es eine Flora, die die Blumenfreunde in der Gruppe entzückt. Schon bald tauchen die ersten Exemplare des endemischen, nur hier am Olymp gefundenen Alpenveilchens iankaea heldreichii auf (der Botaniker Theodor von Heldreich hat es im 19. Jahrhundert für die Wissenschaft entdeckt), dazu hier sehr spät noch blühende Orchideen, darunter dactylorhiza sambucina. Die Wildrose rosa pendulina ist häufig, das Veilchen viola graeca desgleichen, und schließlich sind kleinere Bestände der Steinbrechart saxifraga scardica zu erblicken. Wir lassen uns Zeit, Senioren fast alle, unter 60 ist nur eine von uns. So dauert es vier Stunden, bis die Schutzhütte Spilios Agapitos vor uns auftaucht, umgeben von mächtigen Exemplaren des pinus heldreichii, einer Konifere von bis zu drei Meter Durchmesser und bis zu 30 Meter Höhe. In Griechenland ist dieser Baumriese nur auf dem Olymp anzutreffen, auch dieses gewaltige Gewächs hat Theodor von Heldreich als erster klassifiziert. Die Schutzhütte (ein bisschen mehr als das), mit bis zu 100 Nachtlagern (Stockbetten in 6er-Zimmern), ist ein angenehmer Aufenthaltsort. Zu jeder Tageszeit einfache griechische Tavernenkost. Jetzt steht das Haus fast leer, weil es hier oben kein Fernsehen gibt und Fußball-WM ist. Die Hüttenwirtin, Maria Zolotas, die den Job von ihrem griechischen Vater und ihrer deutschen Mutter übernommen hat, informiert sich für ihre deutschen Gäste abends per Telefon darüber, wie die deutsche Mannschaft gespielt hat.

Nur schwindelfrei zum Gipfel

Aufbruch zum Gipfel am nächsten Morgen um 8 Uhr. Noch ist es angenehm kühl. Aber damit ist es schon bald vorbei, die Baumgrenze ist erreicht. Nur wenig oberhalb der Hütte ist der Enzian gentiana verna balcanica anzutreffen, in großer Zahl bedeckt die tiefblaue Blume die Wiesen, daneben die gelben Teppiche von alyssum handelii, mehrere Arten saxifraga. Eine alpine Vegetation, wie sie in Griechenland so nirgendwo sonst anzutreffen ist. Spätestens hier verstehen wir, warum das Olymp-Massiv, griechischer Nationalpark seit 1938, von der UNESCO kürzlich zum Bio-sphärenreservat erklärt wurde. Wasser gibt es ab 2000 m nicht mehr, die mitgebrachten Vorräte (mindestens anderthalb Liter in Plastikflasche jeder) werden bald angegangen, die Marschverpflegung erst am Gipfel. In zweieinhalb Stunden ist die Skala erreicht, 2882 m, und da trennen sich die Wege der Gruppe. Nur wer wirklich schwindelfrei ist, kann den Weg durch das Louki, die Rinne, zum Hauptgipfel Mýtikas (2917m) fortsetzen, die anderen begnügen sich mit dem Nebengipfel Skolió, der nur sechs Meter niedriger ist, die Aussicht gleichermaßen gewaltig. Ein Gipfelbuch gibt's dort auch. Die ersten, die in der Neuzeit nachweislich den höchsten Gipfel betreten haben, waren im Jahr 1913 zwei Schweizer und ein griechischer Bergführer, so steht's im Reiseführer. Dass diese drei die ersten Eroberer des Gipfels überhaupt gewesen seien, darf angezweifelt werden –wurde doch erst vor wenigen Jahren am Gipfel Agios Antonios, und der ist mit 2817 m nur wenig niedriger als der Mytikas, ein antikes Heiligtum ausgegraben. Auch deutsche Gäste hatte der Mytikas nach den Schweizern schon bald, und im Mai 1941, aber das steht nicht im Reiseführer, haben deutsche Gebirgsjäger die Hakenkreuzfahne dort gehisst, um den Berg der Götter für den „Führer" in Besitz zu nehmen. Aber nicht für lange.

Abstieg durch Schnee

Der Abstieg führt uns über letzte Schneefelder, am Gipfel Agios Antonios vorbei, zurück zur Hütte Spilios Agapitos. Abends macht Zeus der Wolkensammler seinem Namen alle Ehre. Am nächsten Morgen noch ein lohnender Umweg durch die malerische Enipeus-Schlucht zum Dionysos-Kloster. Das Kloster ist teilweise Ruine, und auf einer Schrifttafel an der Pforte steht warum: Das im Jahr 1543 errichtete Kloster, so lesen wir, wurde 1943, genau 400 Jahre nach seiner Errichtung, von den deutschen Besatzern in Schutt und Asche gelegt, als angeblicher Unterschlupf der Partisanen. Jetzt wird das Kloster wieder aufgebaut, sechs Jahrzehnte später, und bald werden sie auch hier verschwunden sein, die Spuren einer unheilvollen Zeit.Wer sich einer von Damianos Vassiliadis geführten Gruppe zur Olymp-Besteigung anschließen möchte, wende sich an: Martha Tours Alternativtourismus,

14 Panagiotou-Str., 15669 Athen (Pagagou).

E-mail:

Tel.: 210-6544233 Tel./Fax: 210-6533597

©Griechenland Zeitung

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