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Toplou – Ein Kloster auf Kreta rüstet sich für den Tourismus

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Toplou – Ein Kloster auf Kreta rüstet sich für den Tourismus

Eigentlich ist es eine Erfolgsstory. Die Geschichte des Klosters Toplou, das weit abgelegen im Nordwesten Kretas auf einer Anhöhe liegt. Seine Ländereien gehen bis hinunter zum Wasser, wo der bekannte Palmenstrand von Vai ist. Jährlich besuchen tausende Touristen dieses schöne Naturschutzgebiet. Jedes Reisebuch empfiehlt es. Nun ist es – bedingt durch eine lukrative Geschäftsidee – in die Schlagzeilen geraten.


Das Kloster Toplou ist über 500 Jahre alt und besitzt vor allem durch große Schenkungen und Erbschaften, die im 17. und 18. Jahrhundert erfolgten, viele Ländereien. Auch der Palmenstrand von Vai gehört dazu. Wie viele andere große Klöster auf Kreta hat Toplou im griechischen Widerstand gegen die osmanischen Besatzer eine wichtige Rolle eingenommen. Seit jener Zeit besteht eine enge Verbindung zwischen Kirche und Staat. Eine klare Trennung der beiden hat bisher nicht stattgefunden.

Das Kloster Toplou ist nun in die Schlagzeilen geraten. Einer der drei noch im Kloster lebenden Patres, Philotheos Spanoudakis, hatte nämlich eine lukrative Geschäftsidee. Er dachte sich, es sei eine Schande, das viele Land und die zahlreichen Strände ungenutzt zu lassen. Schließlich würden in der Region viele Menschen davon profitieren. Sie könnten auf Kreta eine Arbeit finden und müssten nicht von dort wegziehen. So gründete er unter Zustimmung der beiden anderen Patres eine Stiftung: „Panagia i Akrotiriani“. Dieser übertrugen die Patres 25.000 ha Land und behielten selbst nur noch 15.000 ha, das Gebiet rund um das Kloster, damit dieses geschützt bleibt.

Der „Große Coup“ wird misstrauisch beäugt

Zusammen mit seinen beiden Brüdern verwaltet Pater Philotheos das Kloster mit großem Geschäftssinn und gewinnbringendem Eifer. Er ist in seiner Heimat längst dafür bekannt. So hatte er beispielsweise schon vor 12 Jahren alle Bauern in seiner Umgebung versammelt, um mit ihnen gemeinsam kontrolliert biologischen Anbau zu betreiben. Seine Produkte, ob Wein, Oliven, Olivenöl oder Honig, stellt er in eigenen Anlagen her und verkauft sie inzwischen erfolgreich im In- und Ausland.
Doch mit seiner jüngsten Idee hat er viele seiner Landsleute gegen sich aufgebracht. Viele sind der Ansicht, dass der clevere Mönch einen „großen Coup“ gelandet hat. Schon 1993 hatte er begonnen, sich nach einem Investor umzusehen. Am Ende erhielt er drei große Angebote. Er entschied sich dabei für eine britische Firma, die Minoan Group, die 27 Mio. Euro Investitionsvolumen für die Ländereien von Toplou vorsieht. Geplant sind Hotels, Golfplätze, ein Yachthafen und vieles mehr. Eine komplett ausgestattete Anlage also, mit dem Ziel, „high-class“ Touristen in diese Region zu locken. Keinen Massentourismus, so verkünden die Investoren. Deshalb lägen dem Bauplan höchste Ansprüche zugrunde.
Pater Philotheos steht hinter dieser Investition und fühlt sich falschen Anschuldigungen ausgesetzt. Er glaubt daran, dass Minoan Group den Bau von sechs Siedlungen mit einer Kapazität von 7.000 Betten unter Berücksichtigung aller notwendigen Bau- und Umweltvorschriften realisieren wird. Dabei weist der Pater alle Vorwürfe von sich, dass das Kloster sich bei dieser Investition nur bereichern wolle. „Wenn die Siedlungen fertig sind, dann erhält das Kloster keinen Euro. Aber die Stiftung wird 10 % der Einnahmen beziehen. Der Vorstand wird dann entscheiden, was mit dem Geld geschehen soll. Natürlich sollen gemeinnützige Projekte gefördert werden“, beteuert er.Auch wenn es sich so gut anhört: Viele misstrauen den Plänen des Paters und vermuten hinter dem Engagement der Mönche nur die Absicht, aus ihrem Besitz ein lukratives Geschäft zu machen. ‚Aber liegt darin der Sinn klösterlichen Lebens?’, fragen sie sich. Andererseits würde die Pacht nach 80 Jahren auslaufen und das Gebiet dann wieder in den Besitz des Klosters übergehen.

Weit entfernt vom religiösen Tourismus

Der junge Kreter Nikos Papadakis gehört zur Seite der Gegner des Toplou-Projektes. Als erfahrener Polizeibeamter repräsentiert er die weltliche Seite, das griechische Gesetz. Und als gläubiger Christ vergleicht er die Unternehmungen der Patres mit jenen anderer Klöster und beäugt kritisch das geschäftliche Engagement von Philotheos Spanoudakis. Das, was das Kloster Toplou macht, hätte überhaupt nichts mit dem zu tun, was man unter religiösen Tourismus versteht. Viele würden meinen, dass der Pater sich dem neuen Trend der Kirche anschließen wolle und den Gläubigen Möglichkeiten zu Pilgerreisen anbieten möchte. Für Nikos hingegen wickelt das Kloster mit seinen jüngsten Plänen „Geschäfte im größeren Rahmen“ ab. Auf Kreta gibt es auch die Klöster Preveli und Arkadi. Dort dürfen die Bauern die Felder der Klöster landwirtschaftlich nutzen. Von den Einnahmen geht ein Teil an die Klöster, um deren Fortbestand zu sichern. Nikos fragt sich, warum das Kloster Toplou nicht genauso mit seinen Ländereien umgeht.
Viele Griechen sind inzwischen davon überzeugt, dass die Methoden des Klosters Toplou bald in ganz Griechenland Schule machen werden. Seit Öffnung des Eisernen Vorhangs strömen immer mehr wohlhabende orthodoxe Christen aus der ehemaligen UdSSR, aus Bulgarien, Serbien und Rumänien ins Land. Die orthodoxe Mönchsrepublik Athos hatte im vergangenen Jahr so viele Besucher wie noch nie. Das Geschäft mit dem religiösen Tourismus boomt.

Marianthi Milona

Foto: © Griechenland Zeitung / Melanie Schümer, Kreta 

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