Beim Linksbündnis SYRIZA, der größten Oppositionspartei Griechenlands, kam es am Donnerstagnachmittag zu weiteren schweren Verwerfungen. Während einer Sitzung des Politischen Büros der Partei räumten acht namhafte Vertreter der Gruppe der „87“, die dem früheren Partei- und Regierungschef Alexis Tsipras nahestehen, noch vor einer Abstimmung den Saal.
Sie vertraten in einer schriftlichen Stellungnahme die Haltung, dass man dem Parteichef Stefanos Kasselakis in wichtigen Fragen keinen Blankoscheck ausstellen werde und forderten mehr Transparenz. Ihrer Ansicht nach werde die wirtschaftliche Lage der Partei „verheimlicht“. Ein wichtiges Thema der Sitzung war die extrem schwierige Situation der Massenmedien der Partei, deren Mitarbeiter schon seit Monaten keine Gehälter mehr erhalten haben. Der frühere Minister Pavlos Polakis – anfänglich ein Unterstützer von Kasselakis – stellte die Führungsfrage. Seiner Ansicht nach sei die Partei derzeit nicht in der Lage, die Macht im Lande zu beanspruchen. Statt eine politische Linie zu verfolgen, verzettele man sich in der Parapolitik. Der amtierende Parteichef soll darauf geantwortet haben, dass er „niemals zurücktreten“ werde. Wer ihn infrage stelle, der solle das in den dafür vorgesehenen Parteiorganen tun. Später am Abend meldete sich Kasselakis nochmals in den Sozialen Medien zu Wort und forderte dringend notwendige Veränderungen. Er stellte fest: „Entweder entwickelt sich SYRIZA zu einer modernen Partei der Mitglieder und Bürger oder versinkt endgültig inmitten seiner Wachen und Bewacher“, was als Seitenhieb auf die innerparteiliche Opposition zu verstehen war. Wer gegen ihn antreten wolle, der solle die Führungsfrage öffentlich stellen, und zwar: „Jetzt!“ Gegenüber Polakis schlug er versöhnliche Töne an. Er wolle sich so schnell wie möglich mit ihm treffen. (Griechenland Zeitung / Jan Hübel)