In Sofia findet dieser Tage der dritte Hochrangige Kooperationsrat zwischen Griechenland und Bulgarien statt. Aus diesem Grund ist Ministerpräsident Tsipras am Montag in das Nachbarland gereist. Ziel ist der Ausbau der bilateralen Beziehungen. Im Fokus stehen Energiefragen.
Griechenland und Bulgarien suchen einen engeren Schulterschluss. Am Montag hat Ministerpräsident Alexis Tsipras Sofia einen offiziellen Besuch abgestattet. Er nahm teil an der feierlichen Eröffnung des „Dritten Hochrangigen Kooperationsrates“ beider Länder. In folgenden Bereichen wird eine engere Zusammenarbeit angestrebt: Energie, Politik, Wirtschaft, Infrastruktur sowie Verteidigung. Griechenlands Verteidigungsminister Panos Kammenos war bereits in der vorigen Woche im Nachbarland eingetroffen.
Energiefragen im Mittelpunkt
Tsipras und sein bulgarischer Amtskollege Bojko Borissow haben sich bei ihrem jüngsten Treffen ausführlich über das Thema „Energie“ ausgetauscht. Im Mittelpunkt stehen die Transadriatischen Pipeline (TAP) sowie der sogenannte „Interconnector“ (IGB), der Griechenland mit Bulgarien verbinden soll: ein Ableger der TAP.
Zur Debatte stand auch eine Kooperation der Häfen der nordgriechischen Stadt Alexandroupolis und der südostbulgarischen Stadt Burgas. Zudem soll eine Eisenbahn die bulgarische Hafenstadt Warna mit Alexandroupolis verbinden. Damit soll der Handel zwischen dem Schwarzen Meer und der Ägäis vereinfacht werden. Athen erhofft sich dadurch u. a. auch eine Aufwertung der Handelsbeziehungen mit Russland.
Stabilität auf dem Balkan
Während des Treffens zwischen Tsipras und Borissow sind sich beide Regierungschefs einig gewesen, dass ihre Länder „Säulen der Stabilität“ auf dem Balkan darstellen. Tsipras bezeichnete die bilateralen Beziehungen als „ein Vorbild der konstruktiven Zusammenarbeit für die Förderung des Friedens und der Stabilität auf dem Balkan“. Borissow hat seinerseits eine bilaterale Kooperation nach dem Muster der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich vorgeschlagen. Er sprach sich für „mehr Frieden und mehr Freundschaft auf dem Balkan“ aus. Tsipras lud seinen Amtskollegen zu einem offiziellen Gegenbesuch nach Athen, Thessaloniki und Alexandroupolis ein.
Aktionsprogramm für den Tourismus
Zufrieden zeigt sich Athen vor allem mit der Haltung des nördlichen Nachbarlandes bezüglich der Flüchtlingskrise: Im Februar hatten die Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien (Uno-Kurzbezeichnung: FYROM), die Visegrad-Staaten und Österreich beschlossen, ihre Grenzen für Flüchtlinge und Immigranten zu schließen. Das Resultat ist, dass mehr als 50.000 Durchreisende aus dem Nahen Osten und Afrika mehr oder weniger in Hellas festsitzen. Sofia hat sich dieser Taktik nicht angeschlossen.
Besprochen wurde am Montag zwischen Tsipras und Borissow zudem ein bilaterales Aktions-Programm im Bereich Tourismus für die Jahre 2016 bis 2018. Dieses Jahr werden etwa eine Million Bulgaren ihren Urlaub in Hellas verbringen. Steigende Tendenz weist auch der Winterurlaub auf: Hier sind es mehr Griechen, die ins Nachbarland reisen.
Elisa Hübel
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Ministerpräsident Alexis Tsipras (l.) beim feierlichen Empfang in der bulgarischen Hauptstadt.