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Per Mitfahrgelegenheit zur europäischen Einigung

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Unser Foto (© TIFF) zeigt die Filmemacherin Sylvie Michel. Unser Foto (© TIFF) zeigt die Filmemacherin Sylvie Michel.

Die in Berlin lebende französische Filmemacherin Sylvie Michel ist Kosmopolitin durch und durch. Betont kosmopolitisch kommt auch ihr zweiter Langspielfilm „More than Strangers“ daher, den sie im November auf dem Filmfestival Thessaloniki (TIFF) persönlich vorstellte. Mit ihr sprach GZ-Mitarbeiter Theo Votsos.

GZ: Frau Michel, wie entstand die Idee zu „More than Strangers“?

MICHEL: Mitfahrgelegenheiten sind sowohl in Frankreich als auch in Deutschland eine sehr beliebte Reiseform, und auch ich selbst habe gelegentlich darauf zurückgegriffen. Ganz konkret wurde ich aber von der Erfahrung eines Bekannten inspiriert, der wie im Film eine Fahrt von Berlin nach Paris gebucht hatte, auf der einer der Mitfahrer wegen fehlender Papiere verhaftet wurde. Ich fand diese Geschichte sehr interessant und war natürlich sehr traurig, dass einer der Mitfahrer einfach aus dem Auto wegverhaftet wurde, während die anderen nach Paris weiterfahren konnten. Daraufhin habe ich mich weiter umgehört und recherchiert und festgestellt, dass insbesondere grenzübergreifende MFGs, zumal wenn schwarzhäutige, oder ganz allgemein des „illegalen Aufenthalts“ verdächtige Menschen mitfahren, systematisch die Sicherheitsorgane auf den Plan rufen. Migranten ohne Papiere nutzen oft MFGs, um sich innerhalb der EU zu bewegen, einerseits weil sie sich eine Flug- oder Zugreise nicht leisten können, andererseits, weil sie die Fortbewegung mit einer MFG für die sicherere Reiseoption halten.

Kampf mit Vorbehalten

GZ: Wie ging es dann weiter, wie lange hat es bis zur Realisierung des Projekts gedauert?

MICHEL: Es hat lange gedauert, mehrere Jahre, zumal auch die Pandemie dazwischenkam. Insgesamt waren es acht Jahre, da es schwer war, den Film zu finanzieren. Anfangs war es noch leicht, auf offene Türen zu stoßen, aber im weiteren Verlauf erhielten wir mehrere Absagen, ich vermute, das liegt auch etwas an der übertriebenen politischen Korrektheit unserer Zeit, in der man ganz offensichtlich schwarz sein muss, um einen Film über Schwarze zu machen. Mit solchen Vorbehalten hatte ich auch zu kämpfen, bis endlich ARTE und das ZDF (und auch der griechische Staatssender ERT, Anm. d. Verf.) eingestiegen sind und es vorwärts gehen konnte. Drehen konnten wir erst im letzten Jahr, allerdings dauerten die Dreharbeiten nur 24 Tage, was eigentlich schon sehr wenig ist für so ein komplexes Roadmovie. Seine Weltpremiere gab der Film in diesem Sommer auf dem Münchner Filmfest, wo er auch mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde.

Einen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema finden Sie in der aktuellen Ausgabe 901 der Griechenland Zeitung (Erscheinungsdatum: 13. Dezember)

(Griechenland Zeitung / tv)

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