Evlogimeno – die gesegnete Insel oder: Wie bin ich eigentlich auf die Idee gekommen?
Griechenland ist sehr reich. Mit hunderten Inseln und über 300 Tagen Sonne im Jahr, auf Ferieninseln wie Rhodos, Kreta, Korfu und Mykonos, sowie mit Millionen von Touristen. Trotzdem kämpft Hellas in den letzten Jahren mit einer der heftigsten Wirtschaftskrisen, die einem europäischen Land seit dem Zweiten Weltkrieg widerfahren ist.
Die Frage habe ich extrem oft gehört: Wie bin ich eigentlich auf die Idee gekommen, mitten in dieser griechischen Schuldenkrise ein Immobilien-Maklerbüro auf der Insel Rhodos zu eröffnen? Um das zu verstehen, steige ich mitten in die Geschichte ein: Wir schreiben den 14. März 2010. Ich habe vor wenigen Wochen mein erstes Maklerbüro auf der Ferieninsel Rhodos eröffnet: Ein entfernter griechischer Bekannter fährt mit seinem neuen Auto vor meinem Immobilienbüro in Rhodos-Stadt vor. Er steigt aus und stürmt in unseren Shop: „Du willst jetzt also auch unser letztes Hab und Gut verkaufen? Unsere besten Grundstücke auf unserer Urlaubsinsel?“ Mein Landsmann wartete keine Antwort ab, sondern fügte hinzu: „Hast Du den Auftrag von Angela Merkel? Du willst den Ausverkauf unterstützen, du Deutscher!“ Für den älteren Herren ist damit der Auftritt beendet. Ohne Abschiedsgruß verlässt er schnaufendmeinen Immobilienshop, steigt in seinen glänzenden Mercedes und braust davon. Diese Anekdote zeigt den Zwiespalt einer europäischen Generation, die von offenen Grenzen und einem europäischen Binnenmarkt profitiert, sich aber oft mit kulturellen Unterschieden, ökonomischen Zwängen schwer tut. Diese Geschichte ist die eines Auswandererkindes. In Stuttgart geboren und aufgewachsen und erfolgreich eine erste Firma gegründet – ein Beispiel für einen europäischen Lebenslauf im Strudel der Eurokrise. Ein erfolgreicher Logistik-Unternehmer aus Stuttgart mit Wurzeln auf Rhodos, der alles auf eine Karte setzt und ein Immobilienunternehmen auf der Urlaubsinsel gründet. Vielleicht mit einer besondere Gabe: Mit Mut?
Als ich mein Büro eröffne, nur wenige Tage nachdem die damalige Regierung unter Papandreou Griechenland für pleite erklärt, haben mich sogar einige meiner Freunde für verrückt gehalten. Mit schwäbischen Tugenden träume ich von einem florierenden Immobilien-Unternehmen. Ich beschäftige knapp zehn Mitarbeiter und fahre erste Gewinne ein – mitten in Griechenland – mitten in der Krise – gebeutelt von Generalstreiks und Kapitalverkehrskontrollen. Dabei ging es nicht darum, das schnelle Geld zu verdienen. Obwohl wir in den Krisenjahren sogar gute Immobilienverkäufe auf den Weg gebracht haben, weil durch die Medienpräsenz Griechenlands auch mehr Kaufinteressenten zu uns gefunden hatten, ging es mir persönlich um sehr viel mehr.
Es muss kein Zwiespalt sein, wenn man in Deutschland „der Grieche“ und in Griechenland „der Deutsche“ ist. Das ist sogar ein Vorteil bei Verkaufsverhandlungen. Ich verstehe beide Kulturen. Und: Die beiden Mentalitäten sind sich sogar näher als viele vermuten oder glauben möchten. Die Mittel- und Nordeuropäer sehnen sich doch geradezu nach der mediterranen Mentalität, der Gelassenheit und der Gastfreundschaft.
Auszug aus dem Bestseller des Sommers: „Let’s go Hellas – Griechenland, jetzt erst recht!“ von Georg Petras.
Verweile doch, es ist so schön – auf dem Pilion
Verläßt man das quirlige Volos Richtung Pilion-Halbinsel, kommt man bald in eine Welt tiefen Zaubers, taucht ein in ein mythisches Land der Sagen, ein Gebiet tiefer Wälder, wasserreich und überquellend vor Grün. Volos selbst, das antike Iolkos, ist seit dem Erdbeben von 1955 eine modern hochgezogene Stadt.
Meerfenchel: Medizin und Gaumenfreude in einem
Der eigentliche Winter auf Alonissos, die wirklich harten Monate auf der Insel, kommen erst im Januar und Februar. Die eisige Kälte dringt dann bis in die Knochen hinein. Jetzt sind Vitamine angesagt! Wie wär’s mit Meerfenchel als Salat, frisch gepflückt?
Griechisches Märchen: Zwei Holzfäller
Ein Bauer schlug Holz im Walde, und ein anderer sah ihm zu. Bei jedem Schlage nun, den der Bauer tat, machte der andere aufmunternd „Hm“. Wie der Bauer alles Holz geschlagen hatte, lud er es auf einen Esel, ging in die Stadt und verkaufte es für zwanzig Piaster. „Nun, wo ist mein Anteil?“, fragte der andere.
Das bewegte Leben des Mister M.
Der Verlag der Griechenland Zeitung veröffentlicht in diesem Herbst zwei Romane des wegweisenden griechischen Schriftstellers M. Karagatsis:
„Das Gelbe Dossier“ und „Oberst Ljapkin“.
Mister M. hatte nicht nur Talent, sondern auch ein recht bewegtes Leben:
M. Karagatsis ist das Pseudonym des mit dem Namen Dimitrios Rodopoulos 1908 in Athen geborenen und 1960 ebenfalls in Athen verstorbenen griechischen Prosaautors. Trotz seiner nur 52 Lebensjahre weist er ein reichhaltiges Werk vor und zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten griechischen Erzählern des 20. Jahrhunderts. Es umfasst unter anderem 15 Romane und mehrere Erzählbände, Theaterstücke sowie Essaysammlungen. Sein Debüt als Romanautor gab Karagatsis als 25-Jähriger.
Karagatsis entstammte einer angesehenen Familie und war deren fünftes und letztes Kind. Der Vater war Rechtsanwalt und Bankfilialenleiter. Wegen vieler Versetzungen wuchs Dimitrios in mehreren Gebieten Griechenlands auf, u. a. in Larissa und Thessaloniki, wo er auch zur Schule ging. Später studierte er in Paris und Athen Rechtswissenschaften und danach Nationalökonomie.
Neben seiner Arbeit – etwa als Angestellter beim Versicherungsunternehmen seines Bruders – war er ständig auch journalistisch tätig. Er schrieb lange für die Tageszeitung „Vradiny“ als Kritiker und war für sie 1949 für kurze Zeit als Kriegsberichterstatter während des griechischen Bürgerkriegs in Nordgriechenland tätig. M. Karagatsis publizierte darüber hinaus zahlreiche Aufsätze zu literarischen, historischen und politischen Themen. Nicht zuletzt stießen seine Reiseberichte auf großes Echo. Karagatsis besuchte u. a. Deutschland, England, Frankreich, die Türkei, Ägypten und Ostafrika.
Seine Selbstironie manifestierte sich aber auch in seinem politischen Wirken. Für die liberale griechische Fortschrittspartei ließ er sich als Kandidat aufstellen. Gewählt wurde er nie. Auf die Frage, warum er überhaupt kandidiert habe, hatte Karagatsis eine plausible Antwort bereit: Er wollte damit seinem Bruder Konstantinos Stimmen wegschnappen, der für die rechte ERE kandidierte. Im Jahre 1958 erlitt Karagatsis einen Herzinfarkt, von dem er sich nie mehr ganz erholte. Obwohl er sich immer mehr zurückzog, blieb er literarisch bis zuletzt aktiv. Während der Niederschrift seines letzten Romans mit dem Titel „10“ stab er 1960.
Weitere Infos & Leseproben zu den zwei Romanen von M. Karagatsis.