Zu den Hauptwerken im Athener Museum der Goulandris-Stiftung zählt das Gemälde „La Cueillette des Olives“ (dt.: „Olivenernte“), das der niederländische Maler Vincent van Gogh 1889 während seines Aufenthalts in der Psychiatrischen Klinik von Saint-Rémy-de-Provence gemalt hat. Seit dem vergangenen Dezember steht es allerdings im Zentrum eines Rechtsstreits, in dem die Kläger als aus ihrer Sicht rechtmäßige Eigentümer entweder die Rückgabe des Bildes oder aber eine entsprechende Entschädigung in Höhe des aktuellen Marktwerts verlangen.
Die Klage wurde im kalifornischen Oakland von neun Erben der jüdischen Sammlerin Hedwig Stern eingereicht und richtet sich gegen das New Yorker Metropolitan Museum und die Athener Goulandris-Stiftung. Stern hatte Deutschland 1936 mit ihrer Familie verlassen müssen und Zuflucht im amerikanischen Berkeley gefunden.
Wie es in der Klageschrift heißt, war sie damals gezwungen gewesen, ihre Kunstsammlung zurückzulassen; 1938 sei diese dann von Sterns einstigem Anwalt veräußert worden. Zusammen mit einem Werk von Auguste Renoir habe der Künstler Theodor Werner die „Olivenernte“ für 55.000 Reichsmark erworben.
Der Kaufpreis sei jedoch nicht an Stern ausgezahlt worden, sondern auf Geheiß des NS-Regimes auf ein Sperrkonto gekommen. Als Stern 1939 dann offiziell enteignet wurde, ging ihr Vermögen in den Besitz des deutschen Staates über. Nach Aussage der Kläger habe Stern sich in den Jahren zwischen 1948 und 1955 vergeblich um die Rückgabe des Gemäldes bemüht, das 1956 von dem Geschäftsmann und Sammler Vincent Astor an das Metropolitan Museum verkauft wurde. Während Sterns Erben davon ausgehen, dass die damals für den Erwerb Verantwortlichen um die Probleme der Besitzverhältnisse des Bildes wussten, beteuert das Museum dessen rechtmäßigen Erwerb. 1972 hat es das Gemälde dann weiterverkauft – aus Sicht der Kläger im Geheimen, um Ansprüchen auf eine Rückgabe oder Entschädigung zu entgehen. Die Goulandris-Stiftung erwarb das Werk schließlich von der renommierten Marlborough Fine Art-Galerie.
(Griechenland Zeitung / Jens Rohmann)