Blick auf die Hochebene von Lassithi beim Aufstieg zur Diktäischen Höhle, jener Höhle in der Zeus der griechischen Mythologie zufolge geboren wurde. Am Ortsausgang des kleinen Dörfchens Psychro beginnt der Aufstieg zur Zeushöhle. Man kann diesen Aufstieg zu Fuß oder auf dem Rücken eines Esels zurückzulegen.
Bei unserem ersten Besuch im Jahr 1995 mussten wir die Führung durch die Höhle mit einem Führer absolvieren. Mit ihm hatten wir einen Preis für die Führung durch die Höhle und gegebenenfalls auch für den Ritt auf dem Esel auszuhandeln. Wir hatten Glück und fanden einen Führer, der uns ob seiner Herzlichkeit und Lebensfreude ein wenig an Alexis Sorbas erinnerte. Ein kleiner Mann von vielleicht 70 Jahren, aber mit einer Vitalität, die uns einfach in Erstaunen versetzte. Sein schlohweißes Haar bildete einen ansehnlichen Kontrast zur wettergebräunten Haut. Das verschmitzte Lächeln und sein warmherziger Ausdruck machten ihm wohl viele Preisverhandlungen leichter. Schließlich begannen wir in einer kleinen Gruppe den Aufstieg. Am Eingang der Höhe angekommen, erhielt jeder Besucher eine Bergmannslampe, da es in der Höhle zum damaligen Zeitpunkt praktisch kaum eine Beleuchtung gab. Ungeachtet dessen, konnten wir auch so das vielschichtige Spiel der Farben in den Stalagmiten und Stalaktiten bewundern. In dieser für uns beeindruckenden Umgebung erzählte uns unser Höhlenführer in einem Gemisch aus sehr gebrochenem Deutsch, etwas Englisch und Griechisch die Sage von der Geburt des Zeus. Und eben weil wir dabei nicht alles verstehen konnten, wurden wir animiert, die Sage von der Geburt des Zeus und seinem Aufenthalt auf Kreta später intensiver nachzulesen. Vieles hat sich in Zwischenzeit geändert. So wird der Preis für den Besuch der Höhle jetzt an einer kleinen Kasse am Einstieg entrichtet, die Höhle ist gut beleuchtet, aber die nette Führung gibt es leider nicht mehr.
Text und Foto: Hans Ulrich Brandt